Die Black Pearl unter den Kameras

“Auf einem Schiff aus Butter auf flüssiger Lava zu segeln ist sicherer als mit einer Ursa zu drehen”. sagt Sedat. Sedat mag Sony.

Seit gut einem Jahr ist jetzt die URSA mini Pro im Einsatz.
Zeit einmal ein erstes Fazit zu ziehen.

URSA mini Pro mit Samyang 35mm T 1.4, Follow Focus, Shape Hand 5 und EVF.

It works

Vorneweg, auch wenn es mancher nicht glauben mag, sie funktioniert.
Die URSA mini Pro (UmP) ist die Black Pearl unter den Kameras und die segelt auch auf Lava.
Gedreht wird meist in UHD mit 25fps und Apple ProRES422 im Filmmode.
Die Bildqualität steht ausser Zweifel. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Wahl der Optiken einen wichtigen Beitrag dazu leistet.

Die CFX650 256 GByte CFast 2.0 Karten von Transcend haben bisher alles Material brav aufgezeichnet. Keine Dropouts, keine korrupten Files.
Die Kamera lief im Schnee genauso wie wie im Hochsommer, nur bei Regen braucht es einen Schirm. Die Kühlausgänge sind an der Oberseite.
Man gewöhnt sich auch an die ebenfalls oben herausgeführten zwei XLR Buchsen.
Der Ton ist sehr gut, für mein Gefühl klarer und besser als an einer PDW 700.

Objektiv gesehen

URSA mini Pro mit Sigma 18-35 mm T2.0

Dank des Canon Mounts lassen sich eine Vielzahl von Optiken anschliessen.
ZEISS, SIGMA und TOKINA haben in den letzten Jahren schöne Zooms präsentiert, nicht ganz billig, aber wer es günstiger mag, Fotooptiken gehen auch.
Die Stufenlose Blende ist dann natürlich dahin, ebenso wie die konstante Schärfe und Blende im Zoombereich.

URSA mini Pro mit Sigma 150-600mm T5.0-6.3

Ein schönes Beispiel für eine “lange” Tüte ist das Sigma 150-600mm F5,0-6,3 DG OS HSM Contemporary. Die Blendsteuerung über das Scrollrad an der UmP klappt mit der Sigma wunderbar, der Autofokus ist langsam, aber geht. Eventuell wäre er in der SPORT Version des Objektives schneller, aber das ist nur eine Vermutung.

Der optionale Blackmagic EVF Sucher ist aus meiner Sicht ein must have. Das Bild ist sehr gut und gerade draussen bei Sonne ist ein EVF Sucher einfach unverzichtbar.
Die URSA wird mit 95W V-Mount Akkus von RedPro und Patona betrieben, die sind leicht und laufen ausreichend lange.

Handling

Die Kamera ist sehr kompakt gebaut.
Mit einem Zoomobjektiv wird sie schnell kopflastig. Auf dem Stativ merkt man das nicht, aber aus der Hand oder von der Schulter eben schon. Fährt man den Viewfinder ganz aus, dann bekommt man die URSA auch auf der Schulter in eine gute Arbeitsposition.

Den im “Shoulder Kit” mitgelieferten Kameraarm habe ich noch nie verwendet – er ist mir zu kurz oder meine Arme sind zu lang.
Eine ideale Lösung ist für mich der Shape Hand 5 Griff an 15mm Rohren. An den Griff habe ich einen LanParte LANC REC Button montiert.

Shape Hand5 und LanParte LANC an 15mm Rohren der URSA mini

Damit ist die Kamera wunderbar greifbar. Der Shape Griff lässt sich per Druckknopf schnell verstellen und kann auch als Stativersatz auf Flächen eingesetzt werden.

Zudem ist ein Follow Focus für die Schärfensteuerung unbedingt zu empfehlen. Gerade in dieser Combo lässt sich die URSA mini Pro damit optimal bedienen.

Erste Schäden

Im Drehalltag bleibt man mal wo hängen oder stösst dagegen.
Als einzigen Schaden erwischte es bisher den Drehregler für die Audiokanäle 2 und 4 der UmP.
Wobei CH4 ohnehin nur auf dem Papier existiert. CH3/4 werden erst nach einem schon lange angekündigten Softwareupdate nutzbar sein.

Lost – Scrollrad für CH2/4

Der Verlust des Plastikrades hat aber keinen grossen Einfluss, denn der Tonpegel kann auch über den Touchscreen eingestellt werden. Und auch der kleine Stumpen lässt sich mit spitzen Fingern noch drehen.
Mittlerweile ist ein Ersatzteil über die sehr gute Broadcast&Verleihfirma BildTon in München geordert worden.
FunFact – man muss die Seriennummer der UmP angeben um das Teil zu bekommen, dafür verschickt BM das Rädchen dann gratis.

Mehrkameraeinsatz

Eine URSA mini Pro und eine URSA mini 4.6k passen wunderbar zusammen – es ist ja immerhin der gleiche Chip und die gleiche Grundtechnik.

Harmonieren wunderbar. URSA mini 4.6k mit Samyang 100mm Macro T2.8

Mit anderen Kameras, wie der Sony PDW700, wird es schwieriger. Zum einen produziert die Sony einen anderen Look, zum anderen ist der MPEG IMX Codec einfach viel schlechter als Apple ProRES422.
Die PDW ist für News gemacht – das Material wird aus der Kamera heraus verschnitten, ohne grosse Korrekturen, es muss auf Sendung.
Daher ist es in der Post ein deutlicher Mehraufwand beide Kameras im Farbbild aneinander anzupassen.
Der hochkomprimierte Sony Codec hat einfach nicht soviel Gestaltungsmöglichkeit.
Auch mit einer Sony alpha 6500 lässt sich die URSA mini Pro nur bedingt kombinieren. Besser ist dann sicher die BM Pocket 4k.

Was fehlt?

Definitiv wird es Zeit für die versprochenen 4 Tonkanäle.
Schön wäre auch eine Automatikfunktion für das interne Mikro.
Warum die Blackmagic Bluetooth APP nur mit dem iPad funktioniert erschliesst sich mir auch nicht. Diese APP möge bitte auch für das iPhone kommen, denn das trägt man immer bei sich.


Die Lage des HFR (High Frame Rate) Buttons über dem REC Knopf ist etwas ungünstig.
Drückt man HFR ändert sich die Anzahl der Frames per second auf einen im Menu voreingestellten Wert.
Das passiert einem einmal, dann hoffentlich nicht mehr.

Wobei das auch der eigenen Unachtsamkeit geschuldet ist, denn im Sucher/Klappdisplay wird ja die FPS Rate angezeigt.

Die URSA ist keine wirkliche OutOfTheBox ich drehe los Kamera. Man sollte sich schon etwas mit dem Menu befassen, wissen was ein Histogramm ist und die Empfehlungen von BM für die Speicherkarten sehr ernst nehmen.
Und wissen, was der Unterschied von Film zu Videomode für den Dreh bedeutet.

Ein Wunsch geht an die Hersteller von Objektiven.
Ein 18-400mm Cine Zoom T3, bezahlbar. Ok, ich träume weiter….

 

 

Ordnung 4.0

Equipment muss stets gut verstaut sein.
Ob es sich nun um Akkus, die Cam, das Stativ oder die Optiken handelt, für alles gibt es Taschen und Koffer. Mit und ohne Einsatz.
Den Optiksatz beherbergte bisher ein schwarzer Kunststoffkoffer mit Schaumstofffüllung. Hineingeschnitten waren Löcher für die Optiken.

Das war hilfreich, sah aber wenig schick aus und war eigentlich mehr der Not geschuldet. Der Not ein vernünftiges Case mit passendem Einsatz zu haben.

Abhilfe schafft jetzt der Schaumstoffkonfigurator auf  “koffermarkt.com“.
Hier kann man Koffer von B&W kaufen und dann das Innenleben selbst gestalten.

Verfügt man bereits über Cases, wie hier über ein Pelicase 1510, dann funktioniert das natürlich auch.

Dann wird nur der Schaumstoffkörper über das leicht zu bedienende grafische Webinterface entworfen.
Die Caseinnenmasse müssen nur einmal händisch eingegeben werden.
Dann kann mit der Einteilung begonnen werden.

Die Oberfläche des Programms ist simpel aber effektiv gestaltet.
Im rechten unteren Bereich ist das geplante Produkt in 3D zu sehen. Es kann auch vergrössert und gedreht werden.
Natürlich sollte das zu verstauende Equipment vorher genau vermessen werden. Hier also Optiklänge und und Durchmesser. Links ist noch Raum für Filter und Sonnenblenden.
In der Software kann man wunderbar herumspielen.

Schickt man den Auftrag ab, dann erhält man absolut professionelle, massgeschneiderte Ergebnisse. (vorausgesetzt man hat sich nicht vermessen)

Der abgebildete Schaumstoffeinsatz für das Pelicase 1510 kostet mit MWSt und Versand 137 Euro.

Das Ergebnis überzeugt.