URSA mini 4K EF – eine Zwischenbilanz Teil 1 – Basics

Seit einiger Zeit gehört die URSA mini 4K mit EF Mount jetzt neben der Sony PDW700, der BMPC 4K und der Sony FS100 zu unserem Equipmentpool.
Im Teil 1 der Zwischenbilanz geht es um das Grundsätzliche rund um die URSA mini.

Blackmagic URSA mini 4K warum?

Es war pure Neugier und die sehr guten Erfahrungen mit der Blackmagic Production Camera BMPC 4K.
Und natürlich das Design – endlich eine Schultercam mit S35.
Ausserdem hat die BMPC 4K aus meiner Sicht zwei Nachteile.
BMPCRIG
Da ist zum einen die Bauform, die Kamera muss in ein Rig um alltagstauglich zu werden, der zweite und schwerwiegendere Nachteil ist die Audiosektion.
Die externen 6.3mm Klinke-Audioeingänge sind die besten nicht, selbst über Mischer ist immer ein leises Rauschen zu hören. Der Filter von FCPX bekommt das zwar gut raus, aber toll ist das trotzdem nicht.
Beides sollte die URSA mini beseitigen.

URSA mini – das ganze Paket lohnt

Wer die URSA mini nicht kennt, dem sei die Seite des Herstellers Blackmagic empfohlen.
Den Slogan: “Die leichteste handgehaltene Super-35-Digitalfilmkamera der Welt!” halte ich übrigens für einen der dümmsten seiner Art. Handgehalten?
Eine alltagstaugliche URSA mini besteht meiner Meinung nach aus vier Paketen.

Der URSA mini Body

Die eigentliche Kamera kommt bereits drehfertig zum Kunden. Im Paket ist der Body mit Ausklappsucher, ein Haltegriff und ein Netzteil zur Stromversorgung. Damit könnte man schon losdrehen, sofern man ein Verlängerungskabel, EF Mount Optiken und Speichermedien hat.
Mit im Lieferumfang ist ein USB Dongle für die Vollversion der Grading/Schnitt und Color Correction Software Resolve Studio.

Der URSA Viewfinder

ist sehr empfehlenswert, auch wenn er im Vergleich zum preisgünstigen Body sehr teuer erscheint. Aber nur für jene, die aus der DSLR Ecke kommen. Schaut euch einfach mal die Sucherpreise für eine PDW an.
Der URSA Viewfinder ist farbig, solide und hat eine ausgezeichnete HD Bildqualität.

URSA Viewfinder

Die Schärfe lässt sich damit sehr gut beurteilen. Infos zum Viewfinder gibt es als Bewegtbild hier.
Aber der URSA Viewfinder kann nur auf der URSA mini montiert werden, wenn…

das URSA Shoulder Kit

… mitbestellt wurde. Der Kit beinhaltet eine Schulterauflage mit Quick Lock Anschluss für Stativplatten, Arri Rosetten, Rod Aufnahmen, einen Tragegriff und einem Arm.

URSA mini Shoulder Kit

Und in jenem Tragegriff wird der Sucher befestigt.

uvf

Eigentlich ist die Kamera mit Shoulder Kit und Viewfinder fast komplett. Wer aber auch mal ohne Netzteil drehen will, also jeder, der braucht noch ein

URSA Battery Plate.

Ich empfehle die von Blackmagic gelieferte Platte für den Betrieb mit V-Mount Akkus.
Blackmagic_URSACamera_V-LockBatteryPlate_LeftAngle_rgb

Warum? Weil einfach schon der richtige Anschlusstecker zur URSA montiert ist. Schrauben und Dichtgummi passen auch perfekt und so ist die Montage in 5 min erledigt.

Die URSA mini 4K drehfertig

könnte dann so aussehen:
URSA mini Set machdas

Damit ist die URSA auch optisch eine sehr schöne Kamera.
Das Auge dreht ja bekanntlich mit.



Medien für Medienleute.

Wer die Aufnahmen der URSA mini speichern möchte, der braucht natürlich ein Medium.
Blackmagic setzt hier auf die leider immer noch sehr teuren CFast 2.0 Karten.
Die sind damit auch kein Medium, das man dem Redakteur oder Autor einfach so mitgibt.

Der Einsatz von CFast 2.0 Karten macht aber durchaus Sinn, da die URSA mini fast alle ProRes Codecs, selbst ProRes444HQ, und dazu 2 RAW Codecs beherrscht.
Und diese Codecs sorgen für einen ordentlichen Datendurchsatz.
CinemaDNG RAW schickt in 4K bei 30 Bildern/s immerhin 265 Megabyte (Byte, nicht Bit) pro Sekunde zur Karte.
Bei Apple ProRes422, dem Brot und Butter Codec, sind es in UHD 123 MegaByte/s bei einem Dreh mit 50 fps (frames per second), das sind fast 2.5 MegaByte pro Einzelbild.
(Einmal ein kurzer Exkurs zur beliebten PDW700, die zeichnet HD 422 bei 25 Bildern/Sekunde mit 50 MBit/s auf – das sind 0.25 MByte/s pro Einzelbild.)

Damit gehen auf eine 256GByte CFast2.0 Karte in ProRes422/50fps ca. 33 Minuten buntes Bewegtbild.
Blackmagic führt dazu im Web eine Liste mit geeigneten CFast 2.0 Karten für die URSA mini.
Vorneweg, es sind allzu nicht viele und die maximale Grösse liegt derzeit bei 256 GB.

Was nutzen wir? Transcend CFast 2.0 CFX 650
Warum? Preis Leistung – beim Alternate.de gibt es die 256er für 300€ netto (Stand Juni 16)
Läuft? Läuft.

Empfehlenswert ist das Transcend CFast Lesegerät mit USB 3.0.
Wer einen neueren Mac mit USB 3.0 sein eigenen nennt für den gilt Finger weg vom D-Lock C-Fast Reader mit USB 3.0, der wird am Mac nicht erkannt.

Die Codecs

sind mit ein Grund, warum die URSA mini so interessant ist.
Blackmagic setzt wie ARRI, RED, Atomos oder AJA auf die von Apple entwickelten ProRes Codecs.
ProRes ist einfach der Industriestandard, jedes professionelle Schnittsystem kann damit umgehen und es ist Hersteller übergreifend.
Ich habe die Nase voll von den eigenen Codecsüppchen von Sony und Panasonic. Dieses künstliche Kastrieren der Cams, wie es die Japaner wieder bei der FS7/FS5 vorgeführt haben. Die FS5 zeichnet intern nur in 4:2:0 auf, damit die, die mehr als Hochzeitsfilm machen die FS7 kaufen, die kann 4:2:2. Das nervt.

Vorher im Text, bei den Speichermedien wurde es ja schon angerissen, je besser, also verlustfreier der Codec arbeitet, desto mehr Platz braucht er.
Wie erwähnt bietet die URSA mini den gleichen ProRes Codec Umfang wie die ARRI Amira/Alexa.
Jeder der sein Material ins Grading schickt sollte ein Augenmerk auf die Codecs haben, die seine Wunschkamera bietet. 4:2:0 (FS5) ist wirklich nicht mehr Zeitgemäss und eine Frechheit dem Kunden gegenüber.

Die Haptik

Also wie fühlt sich die Mühle an? Sehr gut.
Ich hatte eine Sony FS7 nur einmal in der Hand, bei einem HandsOn eines Münchener Händlers. Nette Kamera, aber dieses Plastikgehäuse gefiel mir nicht wirklich.
Das URSA mini Gehäuse ist aus einer Magnesiumlegierung gefertigt. Es fühlt sich wirklich gut an, selbiges gilt für den Sucher und das Shoulder Kit. Es wirkt auch sehr robust, was im Alltag nicht schaden kann.
Die Kamera ist kein Leichtgewicht, aber mit 2,3 Kilo (Body) auch nicht zu schwer.

cfast slots

Ungewohnt ist die fehlende Abdeckung der Speicherkartenslots.
Wenn beide Karten darin sind, kein Problem, aber ist die Kamera nur mit einer Karte bestückt, dann bleibt das ungute Gefühl, dass eventuell Schmutz eindringen könnte.
Ausserdem sind die Karten nicht ganz billig – da wäre eine kleine Plastikabdeckung ganz sinnvoll.
Für den Schulterbetrieb kommt der Handgriff zum Einsatz.
Die Kamera ist samt Optik sehr kompakt.

Der Ausklappmonitor

ist sehr gut von der Detailschärfe her.
Schon der Monitor bei der BMPC4K war von der Schärfe faszinierend. Bei der URSA mini hat er die volle HD Auflösung von 1920×1080 Pixeln.
Der Monitor lässt sich um 90 Grad ausklappen und um 90 Grad nach oben und unten schwenken. Das könnte mehr sein. Schön wäre es auch, ließe sich der Monitor um 180 Grad schwenken und mit dem Display nach aussen flächig wieder einklappen.
Der Monitor ist die Bedienzentrale der URSA mini. Alle Einstellungen werden über Softwaremenus vorgenommen. Dinge wie Gainschalter oder Line/Mic Switche sucht man am Body vergebens. Alleine zwei Lautstärke IN Regler sind vorhanden.
Fällt der Monitor aus, fällt die URSA aus.

monitor5zoll

Setzt man die URSA mini 4K nur im Studio ein, dann reicht dieser Monitor aus.
Für Aussendrehs braucht es aber dann einen Augensucher wie den URSA Viewfinder oder den Zacuto Gratical HD.
Ich empfehle aber den URSA Viewfinder, dann passt zusammen was zusammen gehört.
Gleiches auch beim Sucher, der lässt sich zwar nach oben und unten klappen, aber auch nur um 90 Grad. Etwas mehr, so um die 120 Grad wäre besser.

Hört auf die Signale

Anschlüsse für Video und Audiosignale besitzt die URSA mini zur Genüge – inkl. 12 GBit SDI. Und endlich auch vernünftige Toneingänge – sprich XLR. Ich finde allerdings die Lage oben auf der Cam gewöhnungsbedürftig. Beim Anschluss eines Mischers samt Assistenten mit Eigenleben kann da ein unguter Zug nach unten entstehen.

Connect

Ausserdem sind die XLR Buchsen etwas hackelig, das heisst ein XLR Stecker geht gut rein, mag aber nicht so elegant wieder heraus.
Die Eingänge können von Line auf Mic umgeschalten werden und eine Phantomspeisung ist ebenfalls wählbar. Aber nicht einzeln für die Eingänge.
Sehr clever ist der SDI in – warum? Dazu in Teil 2.

Handgriff

Noch ein paar Worte zu dem der URSA beiliegenden Handgriff.
Dank ARRI Rosettenanschluss kann der vielfältig montiert werden.
Der Griff fasst sich gut an und wird über ein mitgeliefertes Kabel mit dem Lanc Anschluss der Kamera verbunden. Damit sind der Blende/Schärfe und Record Button auf dem Griff aktiv. Blende und Schärfe Button machen allerdings nur bei Verwendung entsprechender Objektive Sinn.
Dem hier gezeigten Walimex 35mm ist das herzlich wurscht. Es ist ein komplett analoges Objektiv.
Verwendet man allerdings moderne Canon Fotooptiken wie das Canon EF 24-105 USM, dann bringt das durchaus etwas. Über den Focus Button wird dann zum Beispiel der Autofocus aufgerufen.


In Verbindung mit dem Arm aus dem Shoulder Kit wird so auch eine feine Schulterkamera aus der Blackmagic URSA mini.

Firmware Update

Die URSA mini ist wie alle modernen Kameras eigentlich ein filmender Computer.
Das hat Vor- und Nachteile. Wie jeder Computer muss die URSA mini booten, also ihr Betriebssystem (Firmware) laden, das dauert, wenn auch nur 3-4 Sekunden.
Zu den Vorteilen gehört die Flexibilität. So wurde der ProRes444HQ Codec beim Firmwareupdate auf die Version 3.2 nachinstalliert.
Gibt es eine neue Firmware, stellt diese Blackmagic immer als ein “Blackmagic Camera Update” getauftes Programm ins Netz.
firmware
Einfach das Programm herunterladen, die URSA via USB mit dem PC verbinden, Programm starten und der Rest passiert automatisch. Gleiches gilt für den Viewfinder, auch dieser besitzt einen USB Port über den die Softwareupdates eingespielt werden können.
Die Käufer wünschten sich zum Beispiel, dass man das Tally (Rotlicht bei Aufnahme) dauerhaft abschalten kann. Mit dem Update zur 3.2er Version ist dies jetzt im Menu des Viewfinders möglich.
Das “Blackmagic Camera Update” Programm gilt übrigens immer für alle BM Kameras und Viewfinder.

Soweit Teil1 der Blackmagic URSA mini Zwischenbilanz.
In Teil 2 geht es darum, die Mühle drehfertig zu bekommen.
Und die Frage zu klären, taugt die schwarze Magie auch für den EB Einsatz?

Fazit – wer mit der URSA mini liebäugelt, der sollte unbedingt auch den URSA Viewfinder, das Battery Plate und das Shoulder Kit mit auf die Bestellliste setzen.
Zumindest wenn er damit ausserhalb eines Studios unterwegs ist.
In der aktuellen Zusammenstellung wirkt die kleine URSA richtig erwachen.
Warum die Blackmagic URSA mini 4K EF aber nur bedingt als EB Mühle taugt, dazu mehr in Teil 2.

Tokina Cinema ATX Zoom

Und es werden immer mehr. Objektive für Super 35 mm Kameras meine ich.
Tokina hat die CINEMA ATX Serie ja schon zur NAB 2015 angekündigt und was da aus Japan zu uns kommen sollte klang schon mal nicht schlecht. 4K Zoomobjektive für Super 35mm Kameras mit EF oder MFT Mount.
Dazu zählen Cams wie die C100/300 oder alle Blackmagic Produkte wie die URSA, URSA mini oder die BMPC.
Dank MFT passen die Zoomobjektive auch für die GH4 oder die BM Pocket.

Tokina CINEMA ATX Wideangle 11-16 an der BMPC
Tokina CINEMA ATX Wideangle 11-16 an der BMPC 4K

Der günstigste Einstieg in die CINEMA Reihe ist mit gut 1500€ netto das Tokina CINEMA ATX Weitwinkel mit einer Brennweite von 11-16 mm.
Das ergibt einen Zoomfaktor von 1:1.45
Da gerade in diesem Bereich in unserem Bestand eine Lücke klafft war es eigentlich naheliegend die Optik zu bestellen. Geliefert wurde von Teltec etwa 3 Wochen nach Bestellung.

Die Optik wiegt in der EF Variante knappe 700 Gramm und macht dank des Metallgehäuses einen sehr soliden Eindruck. Die CINEMA ATX ist keine 10 cm lang (97,9 mm).
Der Filterdurchmesser beträgt 77 mm, bei einem Gesamtdurchmesser von 84 mm.
Die Ringe für Schärfe, Zoom und Blende laufen absolut smooth und sind alle drei mit einem 0,8er Zahnkranz versehen.

Ein erster haptischer Eindruck ist sehr positiv – die ATX fühlt sich wertig an. Es ist ein schönes Stück optischer Technik made in Japan. Fast wie eine Schneider Optik, Samyang/Walimex Objektive erreichen diesen Eindruck nicht.

Die Optik gibt es von Tokina auch als reine Fotooptik unter der Bezeichnung Tokina 11-16 AF.
Die ist deutlich günstiger aber eben nur bedingt für Bewegtbild geeignet.
Der grosse Unterschied zu den Fotooptiken ist, dass bei der CINEMA ATX Optik die Bildhelligkeit und die Schärfe über den gesamten Zoombereich gehalten werden.
Man kann sich mit dieser Optik auch “Schärfe holen”, wie man es bei 2/3″ Broadcastoptiken gewohnt ist.
Ausserdem ist die Blende manuell über einen Zahnkranz wählbar und die Schärfe hat einen Anschlag.
Automatikfunktionen sucht man dagegen vergebens – braucht man auch nicht.

Über die Bildqualität kann noch nicht viel gesagt werden, dazu aber bald mehr.

Mehr über die Optik gibt es hier in reinstem Oxford English:

See you.

Die “immer dabei” RAW Kamera…

…gibt es schon länger.
Es ist die HD Kamera BMPCC – Blackmagic Pocket Cinema Camera.
Da diese beim Online Händler Redcoon neulich für günstige 500 € netto angeboten wurde war es nur ein Klick um den Eigentümerwechsel einzuleiten.
Dank einem Pistolengriff kann man aus der BMPCC eine kleine handliche Kamera machen – fast wie eine Super8 damals. Kompakt, schnell einsetzbar und mit sehr guter Bildqualität dank ProRes Codec, so die Idee.

Super 8 Kamera - wunderbar kompakt
Vorbild alte Super 8 Kamera – wunderbar kompakt und robust.

Wer die anderen Blackmagic Cams kennt, der kommt sofort damit zurecht.
Die BMPCC zeichnet auf SD-HD und SD-XC Karten auf, die sind auch in den schnellen Versionen günstig und eigentlich überall zu bekommen.

In HD 25P Apple ProRes 422 gehen etwa 15 Minuten auf eine 16 GByte Karte.
Daneben unterstützt die BMPCC noch Apple ProResHQ/LT und RAW.
Letzteres braucht natürlich ordenlich Spreicherplatz.
Leider hat die kleine Mühle einen MFT (Micro four third) Mount. Panasonic brachte MFT mit den Lumix Kameras erfolgreich auf den Markt.
Alle Objektive, die an der GH-Serie passen, lassen sich damit auch an der Blackmagic BMPCC verwenden.

bmpcc
BMPCC Set – damit wird die Cam zur Super 8 lokalike

Blöd nur, dass bei uns nur CF-, B- und E-Mount Optiken im Schrank stehen. Ein Adapter CF auf MFT hilft nur bedingt, da der Chip in der BMPCC 16mm hat, während bei den anderen Cams wie der C300, BMCC, FS7 oder FS100 ein Super 35 mm im Gehäuse steckt.
Damit verliert man durch die Adaption ordentlich Brennweite, etwa um den Faktor 2.
Also gebrauchte MFT LUMIX Vario 14-42 Optik bei ebay gekauft (99€), dazu einen Akkulader mit 2 Ersatzakkus und Autoadapter (25 €). Flotte SD Karten sind genug im Hause und den Pistolengriff samt Kabel gibt es unter anderem bei enjoyyourcamera.

Das Display der BMPCC ist scharf und eigenlich gut ablesbar, aber besser wäre ja noch ein Viewfinder. Das hilft auch bei der Stabilisierung, wobei die LUMIX Vario Optik einen sehr guten Antiwackler eingebaut hat.

Den passenden Viewfinder gibt es von Zacuto z.B. bei videodata für 160 €.
Um ihn zu montieren wird auf die Rückseite der BMPCC ein (2x) mitgelieferter, kleiner Platikrahmen geklebt, in den schnappt der Finder ein.
Das geht wunderbar.
Was mit ganz und gar nicht gefällt ist die Lösung der unterschiedlichen Sehstärken. Dem Paket liegen Linsen mit 1-3 Diptrien bei. Man muss den Finder aufschrauben, die Linse einlegen, zuschrauben und schauen ob es passt. Eine Feinjustierung gibt es nicht. Das ist nicht nur doof, sondern wenig professionell.
Aber es geht.

Am Ende hat man eine gute kompakte Kamera, die in einem wirklich kompakten, kleinen Koffer Platz hat und so im Auto immer dabei sein kann.
Dank dem MFT/CF Adapter können auch unsere vorhandenen, qualitativ hochwertigeren Prime Optiken verwendet werden.
Die Brennweitenänderungen sind natürlich zu berücksichtigen.

Anmerkung 01.05.2015
Der Zacuto Sucher mit seiner Diptrienlösung ist irgendwie Mist. Alternativ gibt es einen günstigen Chinasucher, ich kann mir nicht vorstellen, dass der schlechter ist, oder einen F&V Spectra HD4 bzw Cineroid HDMI EVF verwenden.

Sony hat zugehört – PXW FS7

Hands on nennt man das, wenn Broadcast Firmen neue Spielzeuge zum ersten Anfassen jenseits der Messen präsentieren.
Bei videocation in München gab es so ein “Hands on”. Betatscht werden durfte die brandneue Sony FS7. Offiziell erst am 12. September auf der IBC präsentiert machte sich fast schon eine fiebrige Begeisterung in der Szene breit.

4K – Super 35 EXMOR CMOS Sensor, baugleich mit der Sony F5. Einsatzbereit out of the Box – ohne grosses aufriggen und damit teures Zubehör. Ein Sucher ist dabei und der ist so angebracht, dass man ihn verwenden kann. Verstellbar und scharf. Dazu ein multifunktionaler Handgriff damit das Ding sitzt, bei knapp 2,5 Kg Bodyweight.
Und als Codecs XCDamHD und XAVC letzteres mit 12 Bit. 4:2:2 sowieso.
Feste Zeitlupe mit 180 Bildern pro Sekunde und einer maximalen Auflösung von 4K bei 60fps. Natürlich Vollbilder, mit 4K ist das Halbbild in die Tonne gekippt worden.
Hurra!!
Gespeichert wird auf XQD Speicherkarten – 64 GByte kosten aktuell 200 €.
Das reicht für elf Minuten 4K in bester XAVC Qualität mit 60 fps.
Die Cam hat 2 Slots und es kann parallel auf beide aufgezeichnet werden. Somit wird beim Dreh schon ein Backup mitgeschrieben.

Sony-PXW-FS7
Sony PXW FS7 mit Bedienknubbel am (leider nur mit Werkzeug) verlängerbaren Arm

Zeit sich das Ding anzusehen. Lieber in Equipment investiert, als dass das Geld in der Hauptstadt versickert.

Von Beginn an stellte sich diese “Muss ich haben” Gefühl ein. Die Kamera macht einen guten Eindruck, ist herrlich kompakt ohne zu klein zu sein und der Bedienknubbel an der Stange ist klasse.
Er besitzt neben Record und Zoom noch zahlreiche Assign Tasten und ein Scrollrad, damit lässt sich zumindest bei der aktuellen Firmware die Blende bei Photooptiken einstellen.

Der Preis ist aus meiner Sicht ein Kampfpreis, die theoretischen technischen Daten überzeugen – aktuell steht sie mit Sucher, Griff Fernsteuerung (Bedienknubbel) und Body mit 6800 € netto bei den Broadcast Dealern.
Die FS7 kann im Custom (EB, Rec709) und im CINEMA Mode betrieben werden.
LUTs lassen sich in die Cam importieren und deren “Wirkung” über das Sucher/Monitorbild ausspiegeln.

Als ich die Kamera dann auf die Schulter genommen habe wurde aus dem “Must have” ein “Must wait”

3846_side-viewt

Die Konstruktion Sucher/Mic Halter war vor Ort nicht stabil zu bekommen, immer wieder verstellte sich die Sucherlage, oder der Sucher kippte weg. Da half auch ein Leatherman nicht. Hier muss Sony dringend was solideres nachschieben, sonst hilft nur Gaffertape. Die Halterung sieht gut aus – ist aber aktuell noch glumpig.
Der ausziehbare Griff ist an sich wunderbar. Er lässt sich aber nur mit einem Werkzeug in der Länge verstellen, es gibt keine Quicklock/unlock Möglichkeit. Ausserdem ist der Griff für Leute wie mich (1.85m) zu kurz. Das ging vor Ort nicht nur mir so. Ist halt von Japanern entwickelt und die sind fragiler.
20-25cm mehr Spiel sollte drin sein. Sony verweist auf den Zubehörhandel…..

Was mich auch noch störte war das Plastikgefühl, das das FS7 Vorserienmodell noch ausstrahlte. Gilt übrigens extrem für die optionale Sony Zoomoptik.
Aber mein Gott, die kostet nur 2400 € – da muss man Abstriche machen. Sie ist kein Handschmeichler. Die Optik lässt sich aber gut bedienen und hat nette Features.

Elektrisches 35-mm-Vollformat-Objektiv mit E-Mount (28-135 mm F4,0 OSS)
Elektrisches 35-mm-Vollformat-Objektiv mit E-Mount (28-135 mm F4,0 OSS)

Vermisst habe ich an der FS7 einen Stromausgang, z.B. D-Tap wie an der PDW700, einfach für das LEDZilla o.ä.
Ausserdem kann die FS7 nur 2 Tonquellen aufzeichnen, entweder über XLR (2x) oder den Hotshoe am Griff mit Sony Funkempfängern. Das ist schade, da sich ja min. 3 Quellen anschliessen lassen und XDCamHD ja 8 Spuren unterstützt. Wieviele Spuren XAVC packt weiss ich nicht. Das mit dem Ton ist schon etwas ärgerlich. Auch wäre ein 3ter XLR Anschluss sicher nicht verkehrt gewesen.
Zudem hat die Kamera noch ein internes Micro im Gehäuse versteckt, aber nutzt man dieses, dann ist ebenfalls ein Audiokanal weniger verfügbar.
Die Audiopegel sind von aussen nicht sichtbar, was die EBler wohl etwas vermissen werden.

Aber es wurde immer wieder betont: Vorserienmodell, Firmware 0.0.1.
Betont wurde auch immer, dass die FS7 beim Chip auf den der F5 zurückgreift.
Für die F5 wird es eng werden, die FS7 ist deutlich preiswerter und für Dokumentarfilmer oder EBler viel besser handlebar. Dort wird sich auch der Markt erst einmal finden.

Wer statt XDCamHD oder 4K XAVC lieber in Apple ProRes aufzeichnen will, der benötigt das XDCA FS7 Erweiterungsmodul.
Das bringt dazu eine Timecode Buchse, Stromaus/eingang, Genlock und einen RAW Ausgang mit. Ausserdem kann ein VMount Akku angeschlossen werden. Bei 19 Watt Leistungsaufnahme dreht man mit einem fetten VMount Akku fast einen ganzen Tag.
Kosten ca. 1800 € netto. Die Montage an der FS7 überzeugt.

Grundsätzlich ist die FS7 die Kamera,  auf die nicht wenige seit Jahren warten.
Das Interesse an der Kamera vor Ort war auch riesig.
Sony hat endlich einmal zugehört. Mussten sie wohl auch mit der Canon C300 (9000€), Blackmagic URSA (5000€), AJA CION (8500€) und Arri Amira (ab 22.000€) sind starke Konkurrenten auf dem Markt. Aber keine der Mühlen ist so Out of the box bedienbar.

Vor Beginn 2015 ist das ganze Paket aus Optik, Cam & V-Mount/ProRes/RAW Modul nicht zu haben, also keine Eile.

Schau mer mal – die FS7-R wird sicher auch bald kommen……