Und alle machen mit

Wenn erwachsene Männer auf Jackenrücken Reklame für Wasserfilter gockelhaft spazieren tragen, dann sind wir beim Sport.
In diesem Fall beim Fussball.

Die Anzahl der Zuschauer liegt nur wenig über dem der Akteure auf dem Rasen. Gebolzt wird in der dritten Liga, zeigen alleine darf das nur der rosa Telefonanbieter. Der hält die Rechte und produziert dadurch Sendezeit für sein MagentaTV.

Damit ist MagentaTV der HOST Broadcaster (HB) und alle Mitwirkenden tragen grüne Leibchen. Dreht man für jemand anderen, dann bekommt man rote Leibchen, nicht, dass etwas durcheinander gerät.

Know your Place

So könnte man zum Beispiel an einem falschen Platz stehen.
Ein Fussballfeld ist gross, aber die Zeiten, wo man sich während des Spiels am Rand herumbewegen konnte sind vorbei. Die Längsseiten sind tabu, hinterm Tor ist eine Raum von 3-4 Metern, da kann man die 90 Minuten entspannt verbringen.
Warum man nur dort sein darf? Weil es halt so ist. Alles andere “geht gar nicht”, wie einem mit Nachdruck versichert wird.

Für den Einlauf der Spieler wird einem auch eine Position zugewiesen, oder man lässt es bleiben, denn alles andere “geht gar nicht”.

Nun lebt ein Fussballspiel vom Gekicke auf dem Rasen und von den anschliessenden Interviews mit den Wortakrobaten.

Kaum ist das Spiel um tragen eifrige Helfer die halbtransparenten Sponsorenwände auf das Grün.
Davor hat man die Interviewpartner zu platzieren, alles andere “geht gar nicht”. Interviews mit Stadion oder Zuschauern im Hintergrund gibt es nicht.

Und alle Mitwirkenden halten sich an diese Regeln als wären sie in Stein gemeißelt.
Selbstbeschränkung ohne Nachfragen, es ist halt so.

Aus meiner Sicht ist Sport zu einer reinen Werbeplattform verkommen.
Logos müssen präsentiert und in Szene gesetzt werden. Ob von Fuss-, Handballern, Skifahrerinnen – egal.
Der Sportler ist Markenbotschafter für Autos, Nahrungsmittel oder Pharma. Deshalb müssen zum Beispiel Wintersportereignisse durchgezogen werden, egal wie das Wetter ist. Schnee kann man immer ankarren.
Daher sind Spielausfälle eine Katastrophe, es geht wertvolle Product Placement Time verloren.

Nicht, dass ich das jetzt aufhalten will, die Fans tragen es ja mit. Ich finde es nur ewig schade für die Idee des Sports. Aber “Läbbä geht weiter”.

P.S. Konsequent und lustig fände ich es dann schon, wenn in naher Zukunft die Marken die Vereinsnamen dominieren, ähnlich wie bei den Stadien. (vergl. Allianz Arena).
Dann spielt hoffentlich irgendwann Pampers United gegen die Always Ultras.

EIN Film, sie zu knechten…. (Teil 1)

“Dank der Smartphones ist Film zum allgegenwärtigsten Medium geworden. Produzenten und Anbieter befinden sich im Wettbewerb um Zeit und Aufmerksamkeit.” 

Vom Filmpalast zum FilmToGo.

Es ist keine zehn Jahre her, da war ein eigener Film noch etwas besonderes.
Das Publikum sass im Kino, am PC oder im Wohnzimmer. Das Film schauen war ein bewusster Akt.
Heute wird ein Grossteil der Filme nebenbei konsumiert. Wir haben das Kino in der Hosentasche, schauen wenn wir Lust haben. Entsprechend steigt das Angebot an Bewegtbildmaterial, von kurzen Clips bis hin zu mehrstündigen Produktionen.

Und noch etwas kam dazu, das Digital Sharing hat die Mundpropaganda ersetzt.
Dank dem Teilen der Links und Clips werden permanent weitere Zuseher generiert.

Viel zu zögerlich erkennen Unternehmen dieses Potential.

Das liegt mitunter an den betreuenden Agenturen, die gerne weiter Print/Web verkaufen, ein Geschäft von dem sie etwas verstehen. Gepaart mit einem veraltetem Denken was den Einsatz von Bewegtbild betrifft.
Und die Grundfrage ist dann in solchen Konstellationen zu oft…

…wie lange darf ein Film sein?

Kurz muss er sein. Maximal 30 Sekunden, sagen wir 60. Aber dann schaut keiner mehr zu. Dann sind die Leute weg.
Ich frage mich immer, wer diesen Blödsinn in die Welt gesetzt hat?
Dabei gilt: Wenn man nichts zu sagen hat, dann sind selbst 30 Sekunden viel zu lang, denn…

…wir erleben den Wandel vom Passiv- zum Aktivseher.

Das klassische TV ist eine Berieselungsmaschine, die einer linearen Abfolge unterworfen ist und allen gerecht werden muss. Dieses Model verliert rasant an Bedeutung.
Je jünger die Leute, desto tot ist es. Selbst die Mediatheken können das nicht aufhalten.
Es ist doch auch Irrsinn, etwas teuer zu produzieren um es dann nur einmal zu zeigen.
Früher war das technisch nicht anders möglich, aber früher fanden wir auch Höhlen heimelig.

Das Internet mit Plattformen wie YouTube, vimeo und den sozialen Medien bietet Content rund um die Uhr verfügbar an.
Weltweit.


Der grosse Unterschied: Der Weg zum Clip ist ein aktiver oder ein empfohlener.
Der Zuschauer sucht aktiv über Google, Bing & Co oder direkt beim Socialmedia-Anbieter nach Themen.
Dienste wie Facebook analysieren die User und platzieren erfolgversprechende Clips in deren Timeline.
Er oder sie will Heavy Machines sehen, interessiert sich für Beauty Tips, hat ein zu lösendes Problem oder sucht Dokus zu speziellen Themen aktiv im Web.

Und dieser Zuschauer entscheidet sehr schnell wie lange er dem Film treu bleibt.
Wenn kein adäquater Inhalt geboten wird braucht es keine 30 Sekunden und klick und weg. Die Alternativen sind einfach zu vielfältig und das Leben zu kurz.
Das Fernsehen verhält sich zu den neuen Medien wie die Betriebskantine zum Restaurant “Weltweite Spezialitäten”.

Das kleinste gemeinsame Vielfache.

Lange Zeit wurde von einem kleinen professionellen Kreis alles Bewegtbildprogramm gemacht.
Es gab eigentlich nur drei vordefinierte Kanäle und Zeiträume für nicht Fernsehmacher um Bewegtbild unters Volk zu bringen:
– TV-Werbung (zeitlich begrenzt)
– Kinowerbung (zeitlich begrenzt)
– Präsentationsraum im Unternehmen
und das war es.
Später kam noch der Laptop hinzu auf dem Filme beim Kunden vorgeführt werden konnten.

Dank erschwinglicher Technik und Internet ist eine Welt entstanden in der jeder sein eigener Produzent & Sender sein kann.
Dazu kommen Unbedarftheit und Mut, kombiniert mit dem Willen “was zu machen”.
Und ehrlich, was wären wir ohne die unzähligen Tutorials, Dokus, Produktvorstellungen, Reiseberichte, Kurzfilme die uns die Kreativen via Web bieten?
Fragen Sie in Ihrem Bekanntenkreis, wer nicht schon alles sinnvolles, unterhaltendes oder hilfreiches bei YouTube und Co gefunden hat.
Auf was würden Sie eher verzichten: Das klassische TV oder das Internet mit den neuen Medien?

Der Status Quo.

Viele Unternehmen wünschen sich einen Film. Da wird Geld locker gemacht und dann eine Agentur beauftragt.
Manche fragen ihre Print- oder Webagentur – was ich persönlich für einen grossen Fehler halte.
Herauskommen soll oft der EINE Film, der für alles funktionieren muss.
Werbung, Nachwuchsgewinnung, Präsentation, Problemlösung, Kundengewinnung, Aussendienst, Schulung, Messe, Web, Facebook etc..
EIN Film sie zu knechten und zu langweilen, vom Enkel bis zur Oma. Die alte Denke eben.

Warum soll bei einem Film funktionieren was sonst nie funktioniert?

Wir leben von der auf Zielgruppen ausgerichteten Produktvielfalt. Das beste Beispiel ist die Autoindustrie. Wieviele Modellvarianten hat alleine BMW?

Es geht mehr.

Der Film transportiert Informationen vom Sender zum Empfänger wie es kein anderes Medium kann.
Die Art der Information und die Art und Weise der Aufbereitung richtet sich nach den Bedürfnissen des Empfängers.
Und aus meiner Sicht nur danach.
Suchen Sie sich als Auftraggeber einen Filmemacher, der die Zuschauer im Fokus hat, nicht Sie. Das ist nicht immer leicht zu vermitteln, aber:

Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.

Ein Unternehmen oder eine Institution sollte sicherlich gewisse Moden nicht ausser acht lassen, aber viel wichtiger ist doch diese drei Grundfragen zu beantworten:

  1. W A S  will ich mit meinem Film primär erreichen?
  2. “W E N  will ich mit meinem Film primär erreichen?”
  3. “W O  wird der Film gezeigt?”

Darüber wird viel zu wenig nachgedacht. Da muss dann nebenbei noch Huber, Maier, Müller in den Film, die neue Zentrale und jede Abteilung.
Damit jeder irgendwas findet was ihn interessiert. Nur es sucht keiner danach. Ergo schaut keiner.

Wie es gehen kann kommt in Teil2 “EIN Film, sie zu knechten…”

URSA mini 4.6K EF – Teil 3. Drehen.

4.6K – nicht 4K, man merke auf.
Nach zwei defekten 4K URSA minis wurde auf die URSA mini 4.6K gewechselt.
Das ist einfach nur empfehlenswert, die grosse kleine URSA ist um Längen besser in der Bildqualität als die 4K Variante. Das ist zumindest mein Eindruck.
15 statt 12 Blenden Dynamikumfang und mehr Bildformate sind der augenscheinlichste Unterschied.

Wir haben jetzt mit der URSA mini 4.6K 15 Drehtage in drei Projekten hinter uns. Da lässt sich schon ein Resümee ziehen.
Gedreht wurde immer in UHD 3840×2160 Pixeln und 25 Bildern pro Sekunde. Der verwendete Codec war ProRES422, damit gehen ca. 68 Minuten feinstes Rohmaterial auf eine 256 GByte CFast 2.0 Karte.

Ein wesentlicher Bestandteil aller drei Projekte waren gesetzte Interviews.
Der Ton wurde hier über einen Mischer direkt auf die URSA mini aufgezeichnet. Für die Interviews kam fast immer das Walimex/Samyang VDSLR 85mm zum Einsatz. Bei der Produktion des B Roll Materials ein Tokina Cinema ATX 11-18mm und eine Canon EF 24-105mm Fotooptik. Die Blende der Fotooptik lies sich von der URSA mini wunderbar steuern, den Autofocus habe ich nicht genutzt.
Bei B-Roll Aufzeichnungen wurde alleinig das interne Mikro der URSA mini für die Atmo genutzt.

Gleich mal zum Ton.
Eine Sennheiser G3 True Diversity Funkstrecke (Taschensender SK 100, Kameraempfänger EM 100) mit MKE2 Mikro fing den ein und über den Audio Device 302 Mischer ging es dann via Kabel als LINE Signal zur URSA mini 4.6K.
Die URSA mini zeichnete den Ton auf beide Kanäle absolut rauschfrei auf.
Was ich immer noch bemängele, ich kann mich nur entscheiden, ob der Ton via XLR oder via internem Mikro angeliefert wird. Die URSA mini hat 2 Tonkanäle, aber ich kann nicht zum Beispiel Kanal 1 auf XLR und Kanal 2 auf Internmikro schalten. Entweder oder.
Dann hoffen wir mal auf ein Softwareupdate, 4 Kanäle wären auch ein tolles Ding.

Und schon sind wir bei der Software – hier ist die aktuelle Firmware OS 4.0 im Einsatz, mit komplett veränderter Oberfläche aber vielen Vorteilen.
umkachel
Unter anderem kann mit der URSA mini jetzt auch einen Weissabgleich durchführen. Es können Presets abgespeichert und LUTs geladen werden.

Die neue Software ist wesentlich flotter zu bedienen. Auch im Betrieb gefällt die Firmware 4.0.
So lassen sich wichtige Paramter einblenden, aber mit einem Zweifingerwisch von oben nach unten sofort ausblenden. Noch einmal über das Display gewischt sind sie wieder da.

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Ein Doppeltipp ins Display vergrössert das Bild auf 1:1 und der Bildausschnitt lässt sich beliebig verschieben. Ideal um die Schärfe einzustellen. Hier hilft auch der Focusassistent, über grüne oder rote Linien wird die Schärfe angezeigt. Das klappt sehr gut.

Die eingeblendeten Informationen sind Touch sensitiv, das heisst, tippt man zum Beispiel auf ISO 800, dann werden die verfügbaren ISO Werte 200 – 400- 800 – 1600 eingeblendet und man kann den gewünschten Wert auswählen.

Für jeden der drei Signalausgange (Front&Back SDI, Display) der URSA mini lassen sich die angezeigten Parameter einzeln zur Anzeige auswählen.

Der eigentliche Dreh mit der URSA mini läuft unkompliziert, hat man die Cam im Vorfeld drehfertig gemacht.

Zebra und Histogramm sind es, auf was es zu achten gilt. Ich bin kein Freund von False Color und komme mit dem Histogramm sehr gut zurecht. Das Zebra steht auf 100%. Ich versuche ein Erscheinen der Zebrastreifen irgendwo im Bild zu vermeiden.
Wenn das Material in den hellen Bereichen clippt, dann geht auch in der Post nicht mehr viel.
Daher – lieber eine Blende mehr und danach in der Post hochziehen.
Das ProRES422 Material eignet sich da sehr gut – viel besser als die XDCam Files der PDW700 und natürlich ist es einem AVCHD Material um Lichtjahre voraus was die spätere Gestaltung betrifft.
Nutzt man den BM Viewfinder freut einen die hervorragende Bildqualität des Suchers. Schärfen lassen sich sehr gut beurteilen.

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Einziger Nachteil – die anfallende Datenrate. Das Materialhandling sollte daher gut geplant werden.
Es kommt einfach was zusammen, so dass ein MacBookPro oder Windows Laptop mit Thunderbolt und USB3.0 zur Grundausstattung gehört.
Es sein denn man verfügt über CFast 2.0 Karten im Überfluss. (256 GByte Karte aktuell 350€)

Meine Ausstattung für vor Ort/Hotel besteht aus einem Thunderbolt 2 CFast 2.0 Reader von Lexar (140.00€ bei Teltec) und handelsüblichen USB3.0 2.5″ Festplatten mit 1-2 TByte.
Für keines der Geräte wird ein Netzteil benötigt. So ist es möglich, in einem Rutsch von einer CFast 2.0 Karte auf gleich 2 Festplatten eine Kopie des wertvollen Rohmaterials zu ziehen.
Das dauert bei 256 GByte ein wenig – geht aber dank Thunderbolt 2.

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Den fehlenden eingebauten ND Filter vermisse ich übrigens nicht – vieles wurde Innendrinnen gedreht, da benötigt man ihn ohnehin nicht. Für draussen arbeite ich mit aufgeschraubten ND Filtern, gerne auch mit variablen ND Filtern. So kann ich zuerst die Blende einstellen und mit dem variablen ND Filter für die richtige Belichtung sorgen.
Das klappt hervorragend.
Fazit – it works.

Hoch das Bein

In den 20ern war man ja bei weitem nicht so verklemmt wie heute. Liest man ab und an, ich kann es nicht beurteilen, war ja nicht dabei.
Die 20er waren das Thema eines Shootings im Alten Stadtbad zu Augsburg. Jener ehrwürdigen Stadt mit den Bewohnern und ihrem merkwürdigen Dialekt.
Es ist immer wieder total entspannend wenn man in einem Schwimmbad dreht.
LoaPeople Fotograf Reinhold Bader hat rundum Blitzlampen aufgestellt und munter summt der Strom in den Trafos. 220V, zig Kabel, Feuchtigkeit und überall lauern Wasserbecken, was will man mehr um dem Schnitter mal so richtig zur Seite zu stehen.
Mit einem munteren klonk flog dann auch mal die Sicherung weil die Feuchtigkeit nicht von der Elektronik lassen konnte.

Übrigens Feuchtigkeit – wie lange mache ich den Job schon? 20 Jahre?

Aber natürlich die Kamera über Nacht im Auto lassen – ist ja nur die kleine EX1. Und dann vor Drehbeginn am Kiosk Kleingeld wechseln um die Mühle mit dem Münzföhn 30 Minuten zu bearbeiten um die Linsen frei zu kriegen.

Andererseits war der Hamilton Effekt in den 80ern auch mal hip.

Fang das Licht

Er ist 100 Jahre alt, hat 7 Oskars und seit diesem Jahr einen Grammy.
In der Filmbranche gehört er zu den bekanntesten Deutschen in Hollywood.
Und doch residiert er äusserst bescheiden in der Pfalz in einem alten Kurort.
Nebenbei verdient er sein Geld auch mit dem Filtern – von Licht.
Schneider1Objektivfertigung ist Präzisionsarbeit – das haben wir heute dokumentiert und auf Disc festgehalten. Fast alles wird hier selbst gefertigt.
Schneider2Die neue Prime Serie für DSLR Cams konnten wir zwar bestaunen, aber zum einfach Mitnehmen gabs dann nix für uns.
Obwohl Weihnachten doch schon an der Tür kratzt.