Die Alpha Tiere im Vergleich – 6400 zu 6500

Die Sony Alpha 6×00 ist eine herrlich kompakte Systemkameraserie.
Präsentiert wurde die Reihe erstmals im April 2014 unter der Bezeichnung Alpha 6000
Nach der 6000, 6100 und der 6300 folgte dann die Alpha 6500 im Dezember 2016 und konnte neben HD (inkl Slomo bis 120 fps) auch in 4K (25/30 fps) aufnehmen.
Der Touch-Focus war eine Sensation, das Thermoproblem in HD-Videoaufnahmen Geschichte.
Ausführliches zur 6500 findet sich in diesem Eintrag. Daher werde ich hier nicht mehr darauf eingehen.

Alpha 6400
Alpha 6400

Im Februar 2019 präsentierte Sony dann die Alpha 6400.
Für viele kam das sehr überraschend, da sie in der Nummernklatura unter der 65er und auch noch günstiger in der Anschaffung ist.
Der 6400er fehlt die Funktion Apps aus dem Web auf die Cam zu laden um so zusätzliche Funktionen zu bekommen.
Das kleine Webtool OpenMemories-Tweak um das 30 Minuten Aufnahmemaximum zu entriegeln wird allerdings ohnehin nicht benötigt, da die 6400er diese Sperre nicht mehr hat.
Sie zeichnet bis zum Akku- oder Hitzetot auf.

Was sind jetzt die grossen Unterschiede und welche gilt als Empfehlung für kleinere Drehs?

Beide Kameras haben einen CMOS-Sensor APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) und 24,2 Megapixel (effektiv) damit können Fotos mit maximal 6000×4000 Pixel geschossen werden.
Was schön ist, beide Kameras verwenden den gleichen Akkutyp.
Die 64er wiegt ohne Objektiv nur 402 g und damit 43 Gramm weniger die 6500er.
Gedreht wird in HD (bis 120 fps) oder mit maximal 30 fps in 4K.
Auch beim Codec scheinen beide zunächst gleichauf.

Sony Alpha 6500 zu 6400 Videoformate

In XAVC S (4k/HD) und AVCHD können alle beide aufzeichnen. Die Aufzeichnung in mp4 fiel bei der 64er dem Rotstift zum Opfer.
Eine All Intra Aufzeichnung bietet aber nur die neuere Alpha 6400.
Bei All Intra wird jedes Bild im Video einzeln gespeichert. Jedes Bild ist ein sogenanntes Intra-Frame.

Alles also ziemlich ähnlich, aber ….

Ich habe in den letzten Wochen beide Kameras als B-Cams zu einer URSA mini Pro bei längeren Interviews eingesetzt. Die Gespräche gingen immer so ca. 60 Minuten.
Bei beiden arbeitet der Autofocus sehr gut. Da die beiden Cams unbemannt sind ist der sehr wichtig, da sich die Protagonisten im Gespräch natürlich bewegen und die Alphas da sauber nachziehen.
Das klappte bisher wunderbar.
Die Blende ist bei den Aufzeichnungen natürlich manuell eingestellt, ebenso ISO und Shutter. Alleine der Fokus wird den Kameras (Objektive SEL 18-55 und SEL 18-135) überlassen. Beide Objektive zählen nicht zu den lichtstärksten (ab Blende 3.5) aber gerade das SEL 18-135 überrascht sehr positiv. Es ist im Bundle mit der Alpha 6400 überall zu haben. Beide Objektive verfügen über OSS, also die Optische Stabilisierung, was aber bei Drehs vom Stativ keine Rolle spielt.
Auf einem Gimbal dann aber schon und dafür sind die 64/65er wegen des geringen Gewichtes hervorragend geeignet.
Ich nutze sie auf dem DJI Ronin SC für bewegte Moderationen (Real Time Tracking) und wann immer Bewegung notwendig ist.

The Heat is on

Wie erwähnt kann die 6400 ohnehin, die 6500 dank nachinstallierter App, länger als 30 Minuten am Stück aufzeichnen. Zumindest theoretisch, wäre da nicht diese Temperatur.
4K erfordert Rechenpower die auch entsprechend Abwärme produziert.
Die 6500 schaltete sich dann auch nach spätestens 40 Minuten ab.
Dabei habe ich beobachtet, dass, hängt die 65er am Netzteil, die Temperatur langsamer steigt. Aber sie hält nicht durch.
Anders die 6400er, die lief die ganzen 60+ Minuten tapfer durch, ab und an zeigte sie im Sucher das Temp Symbol, aber zeichnete weiter auf.
Dabei ist der Menuepunkt Autom AUS Temp auf HOCH gestellt.
Die 65er benötigt nach dem Ausschalten etwa 1-2 Minuten, dann läuft sie wieder, aber auch nur für 5-10 Minuten. Das ist also in 4K zu beachten, ein Durchlaufen trotz grosser SD-Karte ist nicht drin.
Wir haben bei Zimmertemperatur in geschlossenen Räumen gedreht.

Fazit

Würde ich jetzt eine dritte Alpha kaufen, dann entscheide ich mich wieder für das Alpha 6400 / SEL 18-135 3.5-5.6 OSS Bundle.
Mit dem 18-135 bekommt man ein relativ gutes Alltagsobjektiv für wenig Geld dazu. Der aktuelle Preis(*) liegt bei unter 1260€ brutto für das Kit. Der nackte 64er Body liegt bei unter 1000€.
Wer dann noch Geld übrig hat, dem empfehle ich das SEL 70-200 2.8 OSS.
Aber das ist eine andere Geschichte.

 

(*) Januar 2021 – Die A6500 scheint aus dem Programm genommen.

Corona – Respekt statt Repressalien

Ich bin ja gerade in diesen Wochen sehr oft in Kliniken. Auf Arbeit mit Kamera.
Ich erlebe immer ein hochmotiviertes Team aus Schwestern, Pflegern, Ärztinnen und Ärzten.
Mit viel Galgenhumor wenn es um die Anerkennung des Berufes gerade bei Schwester und Pfleger geht.
Natürlich befinden sich auch Covid Patienten in den Kliniken. Aktuell steigen die Zahlen und glaubt mir, keiner will das Bett mit einem Covid Patienten tauschen.

Das Virus ist da und es stecken sich Leute an, das ist der Fakt. Was ein absoluter Blödsinn ist, das ist ein Lockdown light wie er der Politik als Allheilmittel einfällt. Das sind die Reaktionen einer Gesellschaft, die das Miteinander und den Respekt voreinander scheinbar verloren hat.

Ich mag die Maske nicht, aber trage sie Dritten gegenüber aus Respekt. Weil diese Leute sonst Angst haben. Damit kann ich leben, das werde ich überleben.
Schwerer tue ich mir mit Söders Panik- und Prügelpolitik. Die bringt uns nicht weiter und AHA wird zu “Alle haben Angst”.

Also – passt auf, dass eurem Nächsten nichts passieren kann. Dann wird alles besser.

Ja, das Bild ist reisserisch. Covid19 Kleidung und garantiert 100% nicht atmungsaktiv. Muss ja.

Der kleine Bär – die URSA

Der “Kleine Bär” ist ein harmloses Sternbild. Grosse Bären gibt es in Kanada und Alaska, nennen sich Grizzlys, und fressen schon mal den ein oder anderen Wanderer zu Lachs und Blaubeeren.

Kleiner Bär - Ursa minor
Kleiner Bär – Ursa minor

Was nun die Australier von BlackMagic geritten hat die aktuelle 4K Kamera URSA, also BÄR, zu nennen das kann ich nur erahnen. Ohnehin gibt es Downunder doch eh nur augenscheinlich niedliche, leichte Koalabären mit eingeschränktem Speiseplan.

BlackMagic URSA 4K für 4800.00 € netto (ohne Optik)
Australischer Bär. BlackMagic URSA 4K für 4800.00 € netto (ohne Optik)

Mein Freund Kerem aus dem schönen Österreich hatte eine URSA von VistaVision zum Testen bekommen und so bot sich die Gelegenheit, für einen Dreh, die URSA 4K zusammen mit einer BMPC 4K einzusetzen.
Die Super 35 Sensoren beider Cams sind baugleich, die Objektive waren es auch, 2x die Canon EF 24-105 USM Fotooptik.
Vorneweg – die beiden Cams passen wunderbar zusammen. Haben den gleichen Mount (EF), unterstützen die gleichen Codecs und bieten weitgehend auch das gleiche Userinterface. Gedreht wurde auf 4K ProRes422.

URSA mit mächtigem Ausklappmonitor zur Bildkontrolle
URSA mit mächtigem, scharfem Ausklappmonitor zur Bildkontrolle, links spiegelt sich ein Fenster hinter der Kamera.

Verbindet man den SDI Out der BMPC mit dem SDI In der URSA, kann man das Bild der BlackMagic Produktion Camera auf dem Ausklappmonitor der URSA wiedergeben.
Das ist sehr praktisch, da man an, setzt man eine URSA als Hauptkamera ein, immer eine Bildkontrolle durchführen kann. Auch die Parameter Akkustand oder freier Speicherplatz der verbundenen Kamera sind abrufbar.

Als Speichermedium nutzt die URSA CFast 2.0.
Auf 120 GByte gehen 30 Minuten 4K Material. Allerdings kostet das Kärtchen aktuell 800,00 € netto. = 6,67 €/GByte.
Günstiger ist es bei der BMPC, hier kommen von BlackMagic freigegebene SSDs zum Einsatz. Eine lizensierte Intel 240 GB SSD kostet etwa 150,00 € netto. = 0,63 €/Gbyte.

URSA-Medien
Speichermedien der BlackMagic Cams. Links für URSA, rechts für die BMPC 4K

Der grosse Klappmonitor, die Bedienelemente, die Anzeigen, Menu, Ein-Ausgänge (XLR, SDI, …) das alles passt wunderbar an der URSA.
Langfristig wird man aber um einen Augensucher (EVF) nicht herum kommen. Im Freien dürfte das Display nur eingeschränkt zur Bildkontrolle taugen. Zudem lässt er sich leider nicht nach vorne oder nach unten klappen. Voll nutzbar ist das Display nur bei Innendrehs vom Stativ.
Die Bildqualität des Bären ist schon, wie bei der BMPC, hervorragend.
Die Lichtempfindlichkeit ist ok. Mit 1:4 glänzen die verwendeten Canon Optiken nicht mit guter Lichtstärke, da wird auf dem Weg zum Sensor ordentlich was weggefiltert.

Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und der wiegt schwer.
Fast acht Kilo bringt die URSA ohne Akku, Anbauteile und Optik auf die Waage.
Das ist heftig. Sie fühlt sich richtig schwer an, für mein Verständnis zu schwer.
Warum der BÄR so gewichtig ausfallen musste ist mir nicht klar. Sie ist solide gebaut, ok. Aber das sind andere auch ohne eine Last zu sein, denn das ist sie. Als Schultercam kommt man mit Sucher, Optik, Rig schnell auf weit über 10 Kilo. Das ist zu viel und ruiniert einem das Kreuz.
Ein anderer Punkt:
Die angenehmen, erschwinglichen Hilfsmittel wie Leichtkräne, Slider, Gimbalsysteme ala DJI Ronin oder Multicopter werden mit dieser Cam nicht nutzbar sein. Die URSA ist eine “Ich dreh vom soliden Stativ und steh hinter der Kamera” Mühle.

Das ist echt schade, denn die URSA könnte Spass machen. Bauform. Codecs, Sensor, Schnittstellen – alles passt. Es ist nur in einem zu schweren Body gefangen. Die BMPC wiegt nur etwa 2 Kilogramm.
Bis zur NAB imFrühjahr 2015 hat Blackmagic jetzt Zeit den Bären auf Diät zu setzen und einen URSA Koala draus zu machen, sonst bleibt das Ding beim Händler liegen wie, nun ja, wie ein Backstein.

Kommt ganz drauf an, wie man es sieht.

Ich gebe es zu, ich habe noch nie gerne auf Ausstellungen gedreht – Skulpturen ok, aber die Werke eines Malers? Eingerahmte Zeichnungen, Grafiken, Malereien – das war nie meines. Die Farben gehen am TV verloren, das Objekt ist statisch, vom Ersteller als zu betrachtende Gesamtheit angelegt.

Natürlich kann man das auch spannend auflösen – aber da hat meist der Auftraggeber was dagegen. “Man soll es so sehen wie der Besucher”.
Mir ist das oft zu tot.
Auch darf man bei einer Auftragsproduktion nicht die “Verwertungskette” unterschätzen – also wer schneidet das Material. Wichtige Frage – wenn der/die keinen Bock auf unerwartete Einstellungen hat, dann wird nix draus.
Im Gegenteil, man darf sich noch was anhören, von wegen so nimmer!
Es gab einmal das Magazin Polylux aus Berlin – für die Drehen war eine Lust, dann die Cutter gierten nach Material abseits der Norm. Und die waren richtig gut und zauberten, dazu Autoren die jeden Beitrag neu angingen.

drei
Ein spannendes Bildmotiv (nicht im Bild – ätsch) fesselt die gesamte Crew

Film lebt doch von Bewegung, von Perspektivwechseln und vom Spiel mit dem Objekt und dem Zuschauer.
Film lebt von Perspektiven, die aus der Norm der menschlichen Betrachtung fallen.
Das sind schon so einfache Dinge wie die Position der Kamera.
Und es gibt natürlich Drehs, da kann man fast nichts falsch machen, weil das Motiv, Protagonisten oder die Story schon alles trägt.
Da kommt man in einen Flow und wird mitgetragen.

noch-keine-Glatze
Bewegung dorthin bringen wo sich sonst augenscheinlich nichts rührt – in einen Fussboden z.B.

Wenn Motiv/Protagonist/Story keine Selbstläufer sind, dann Kopf hoch.
Wir hatten doch noch nie so viele Möglichkeiten. Dolly und Slider sind erschwinglich, wir haben GoPros und Multicopter. Der Rest ist eine Frage der Perspektive.
Lassen wir uns überraschen.

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=OB4Xx9KiapU?rel=0&w=853&h=480]

Hoch das Bein

In den 20ern war man ja bei weitem nicht so verklemmt wie heute. Liest man ab und an, ich kann es nicht beurteilen, war ja nicht dabei.
Die 20er waren das Thema eines Shootings im Alten Stadtbad zu Augsburg. Jener ehrwürdigen Stadt mit den Bewohnern und ihrem merkwürdigen Dialekt.
Es ist immer wieder total entspannend wenn man in einem Schwimmbad dreht.
LoaPeople Fotograf Reinhold Bader hat rundum Blitzlampen aufgestellt und munter summt der Strom in den Trafos. 220V, zig Kabel, Feuchtigkeit und überall lauern Wasserbecken, was will man mehr um dem Schnitter mal so richtig zur Seite zu stehen.
Mit einem munteren klonk flog dann auch mal die Sicherung weil die Feuchtigkeit nicht von der Elektronik lassen konnte.

Übrigens Feuchtigkeit – wie lange mache ich den Job schon? 20 Jahre?

Aber natürlich die Kamera über Nacht im Auto lassen – ist ja nur die kleine EX1. Und dann vor Drehbeginn am Kiosk Kleingeld wechseln um die Mühle mit dem Münzföhn 30 Minuten zu bearbeiten um die Linsen frei zu kriegen.

Andererseits war der Hamilton Effekt in den 80ern auch mal hip.