Überwindung der Erzfeindschaft

Manchmal mutet es an wie ein Religionskrieg.
Was ist denn nun besser? Arri oder Red? Canon oder Pansonic? Oder Sony versus Blackmagic?

Sony, das japanische Urgestein war in Europa lange Zeit fast ein Synonym für Broadcastkameras mit den Betacam SP BVWs 200-400 und der DigiBeta als Krone der bandaufzeichnenden Standard Definition TV Welt.
Und Film, der wurde damals noch auf Film gedreht. Video, das war irgendwie bäh, so wie Fernsehen überhaupt.

Sony Betacam SP
Sony Betacam SP – vorne BVW200, hinten oben DXC-D30 Kopf mit BVV5

Und dann kam 2005 RED mit der die Idee einer volldigitalen Kamera.
RED wurde in Deutschland zu Beginn ebenso niedergeschrieben wie Tesla. Und wie Tesla war die Technik doch nicht aufzuhalten und veränderte die Branche von Grund auf.
2007 kam die RED ONE auf den Markt. Der Gamechanger.

Arri, Sony, Panasonic gerieten ins Trudeln.
Canon präsentierte plötzlich Photoapparate mit denen man Filmen konnte. Dank des grossen Chips fing man Bilder im Cinelook ein.
Die Canon DSLR avancierte zum Liebling der Kreativen.
Eine Sony oder Panasonic waren plötzlich uncool.

Blackmagics Streich

Ganz neue Player erschienen auf der Bühne, darunter Blackmagic Design.
Bekannt war der Australier für seine Wandler und Capture Cards und jetzt präsentierte er 2012 eine “BMCC BlackMagic Cinema Camera” mit zunächst 2.5k Auflösung und kurz darauf die “BMPC BlackMagic Production Camera” mit 4k Sensor. Aufgezeichnet wurde auf SSDs.
Die Cams kamen zu einer Zeit, als HD noch nicht einmal den Markt durchdrungen hatte.

Blackmagic BMPC 4K beim Dreh mit extra Sucher

Aber das wirklich irrsinnige daran war der Preis.
Die Kameras hatten einen Canon Objektiv Mount, so dass ein Canon User schnell umsteigen konnte. Zudem war eine riesige Anzahl von bezahlbaren Canon Optiken bereits auf dem Markt.
2500€ kostete die nackte BMPC. Eine Kamera für so wenig Geld konnte nicht funktionieren. Da war man sich in Deutschland einig.
Tat sie aber. Auch wenn sie, nach meiner Meinung, hässlich wie die Nacht war, die Bilder waren fantastisch.

Sonys Glück

Sonys Glück war der Kauf von Konica-Minolta im Jahre 2006.

PDW 700
Sony PDW 700 FullHD Camcorder am ABC Kran

Die Japaner hatten zwar 2008 mit der PDW700 einen hervorragenden HD Schultercamcorder mit Disc-Aufzeichnung auf den Markt gebracht, aber zum einen kostete der Body alleine 22.000 € und die drehfertige Cam mindestens 40.000€ netto.
Zum anderen war die 700er für Broadcast konzipiert, mit kleinem Chip und CCD Technik und daher für alles kreative uncool, wie erwähnt.
Aber Dank des Einkaufs der DSLR Herstellers Konica Minolta und deren alpha 100 kam Sony an wichtiges KnowHow. Letztendlich führte dies mit zu den Sony Alpha Kameras.
2007 präsentierte Sony die alpha 700.
Richtig los ging es dann 2010 mit den NEX Kameras.

Sony NEX FS 100
Aufgepimpte Super-35 CMOS Chip HD Cam NEX FS 100

Zunächst waren das Fotoapparate, später kam dann Sonys erste NEX Filmkamera.
Die FS100 war keine schlechte Cam, konnte schon Slomo und wer die kaufte bekam eine NEX-3 inkl. SEL1855mm Optik geschenkt dazu.
Aufgezeichnet wurde aber in AVCHD, was die Broadcaster nicht wirklich lieben.

Canon can

Aber ausgerechnet Fotohersteller Canon war der neue Platzhirsch, mit seinen filmfähigen Spiegelreflexkameras und der 2011 eingeführten und über 10.000€ teuren EOS C300, einer handlichen Filmkamera die HD Qualität auf CF Speicherkarte bannte.
Sie verkaufte sich wie geschnitten Brot.
Denn schlauerweise hatte sich Canon den Sony XDCam 50MBit/s MPEG HD 422 Codec lizensiert und die Kamera passte damit nahtlos in den Produktionsablauf der schwerfälligen Rundfunkanstalten die in einem Kraftakt eben diesen Codec als IHREN Hausstandard verabschiedet hatten.
Zwei Ausnahmen gab es, den MDR und das ZDF, die nutzen Panasonic und deren P2 System (heute faktisch tot).
Canon schaffte es mit der C300 sogar in die Sony Festung des Bayerischen Rundfunks einzudringen.

NEX goes big

E-Mount, Super 35 CMOS, kurz die NEX Technik macht endlich große Fortschritte bei Sony. Nach der FS100 und der FS700 muss jetzt endlich etwas kommen für die Professionals.
Im Gerangel mit Canon machte Sony lange keine gute Figur.
Das Unternehmen präsentierte erst Ende 2014 mit der PXW FS7 endlich eine kompakte Schultercam.

Sonys Rettung – die FS7. Hier die 4K Mark II

Die FS7 war günstiger als die C300 und bot ein ausgefeiltes Kühlkonzept und neue moderne und günstige XQD Speichermedien.
Endlich etwas für die TV Schaffenden und die Cine Leute, und das noch von Sony. Das hatte keiner mehr erwartet.
Und sie schlug ein wie eine Bombe.
Heute ist die FS7 (mit FS5&FX9) eine der meistbenutzten Cams. In wenigen Tagen wird wohl eine sehr kompakte FS3 auf den Markt kommen.
“NEX” ist heute verschwunden. Die kompakten Kameras firmieren jetzt unter der Bezeichnung Sony Alpha 6×00.

Down under dreht alles

Wenn zwei sich streiten freut sich der Dritte.
Bei Gerangel zwischen Canon und Sony verlor ersterer immer mehr an Terrain.
Die FS7 verdrängte die C300 – die nachgeschobenen C500 und C700 konnten an den Erfolg nicht mehr anknüpfen. Und für Canon fast noch schlimmer, die Sony Alpha Fotoapparate gewannen immer mehr Neukunden gegenüber der EOS Serie von Canon.

Und dann kam Grant Petty.
Chef von Blackmagic und immer im Bild, wenn es gilt neue Modelle zu präsentieren. Das macht er nüchtern und fast schon bescheiden. Er ist kein Steve Jobs, aber er steht mindestens genauso hinter seinen Produkten.
Ich mag seine Präsentationen, weil er weiss was er da jeweils vorstellt. Da könnten sich viele deutsche CEOs ein Beispiel nehmen.

Blackmagic Ursa mini 4.6K – damit ging es richtig los.

Im Dezember 2015 war es soweit. Grant nuschelte von einer neuen Kamera und präsentierte mit der URSA mini 4k eine Super-35mm für 3500€.
Eine kompakte, schulter-taugliche Filmkamera mit 4k Auflösung und allen wichtigen Apple ProRES / Avid Codecs.
Und dann im März 2016 die URSA mini 4.6k mit 15 Blenden Dynamikumfang für nur 5500€.
Und der zusätzliche Hammer – die Cam war Netflix approved. Also für Netflix Produktionen zugelassen, da war BM schneller als ARRI.

Einer hört zu

Eines muss man Blackmagic lassen, sie scheinen den Kunden wirklich zuzuhören. Das hat Vor- und Nachteile.
Der Nachteil, als Käufer darf man nicht zu lange Produktlaufzeiten erwarten.
Der Vorteil, als Käufer hat man nicht zu lange Produktlaufzeiten zu befürchten.

Bereits 1 Jahr nach der Einführung der URSA mini 4.6K stellte Grant Petty dann auch die URSA mini PRO 4.6k auf den Tisch.

URSA mini PRO 4.6k – ProRES, AVID, BRAW

Mit ND Filtern und zahlreichen neuen Features, die, so Petty, von den Kunden gewünscht werden. Und er hatte so recht.
Die ist eine Traumkamera für szenisches Arbeiten.
Und BM legte noch eins drauf und präsentierte mit B-RAW einen neuen sehr leistungsfähigen RAW Codec für die URSAs.
Alles passt noch besser, arbeitet man mit Davinci Resolve der Schnitt- und Color Grading Software der Australier.
Blackmagic baut sich da eine schöne runde Welt zusammen.
Dazu gehören Mischer, Kameras, Monitore und funktionstüchtige Software. Das erinnert etwas an Apple. Aber im Gegensatz zu Apple mit wirklich sehr fairen Preisen auch für absolute Beginners. Die bekommen Davinci Resolve für lau und bereits für 1200Euro eine PB Pocket mit 4K Aufzeichnung.
Was kostete noch der Body einer DigiBeta? 80.000 DM (Deutsche Mark).
Was kostete der erste Avid?

Erzfeindschaft – was jetzt?

Ja kommen wir zum Titel zurück.
Für viele geht leider immer nur schwarz oder weiss.
Sie haben ihre persönliche Marke, der Rest ist bäh, unprofessionell, doof.
Ich kaufe mir immer eine Ausrüstung die zur aktuellen Zeit passt.

Das ist die PDW700 vor 12 Jahren, das sind die Blackmagic Cams, weil sie einfach schon früh 4K erschwinglich machten oder es ist ein DJI OSMO Gimbal, weil das vor wenigen Jahren eine unschlagbare Cam war um “herumzugimbaln”. Klein, leicht, 4K.

Den DJI OSMO nutze ich überhaupt nicht mehr.
An seine Stelle trat die Sony Alpha 6400 auf einem Ronin Gimbal. Besseres Bild, perfekter Autofokus, darum hier Sony.
Für szenisches Arbeiten ist mir die URSA mini Pro G1 noch immer die liebste Kamera. Sie produziert ein wunderschönes Bild bis 4.6k Auflösung und die Codec Vielfalt ist einfach herrlich. Darum hier Blackmagic.
Mittlerweile sehr gerne mag ich die OSMO Action, der GoPro Konkurrent von DJI. Die ist schnell irgendwo montiert und liefert in sehr guter Qualität ungewöhnliche Perspektiven. Darum hier DJI.
Und last but not least – die gute alte PDW700. Der Traktor unter den Cams. Unverwüstlich, groß, dank Zoomoptik schnell und immer 100% einsatzbereit.
Ein Meisterwerk, das leider nur HD 1080 25P/i kann und daher der Vergangenheit angehört. Aber für TV unverzichtbar. Daher hier Sony.

Also nutze die Vielfalt die es gibt und bediene dich.
Eine Marke einfach abzulehnen ist bescheuert. Alle haben ihre Vor- und Nachteile und über alle kursieren wilde Geschichten im Netz.
Freut euch über die Auswahl.

Irgendwann werde ich wohl die URSA mini Pro 12K kaufen, aber das eilt noch nicht.

Ich mixe gerne die Alphas 6500/6400 mit den Blackmagic URSAs , ist nicht immer ganz leicht, aber das ist eine andere Geschichte.

20 Jahre mobiler Schnitt. Vom Kofferschlepper zum “Nerd”.

Ohne den Schnitt ist ein Film seltenst ein sehenswertes Ereignis.
Der Lola Gewinner Viktoria mag da aktuell eine andere Richtung aufzeichnen und in Einzelfällen passt das auch ohne, aber gerade im News Bereich muss ja der Drehtag auf 90 Sekunden Beitrag zusammengestampft werden.
In den Zeiten des 4:3 BetacamSP Kassettenfernsehens war das dann doch sehr aufwändig. Ganze Firmen lebten von der Vermietung von Schnittmobilen.

Das Zeitalter der Schmittmobile beginnt

Das waren Fiat Ducatos oder Mercedes Sprinter die im inneren einen kompletten TV Schnittplatz, bestehend aus Bild/Tonmischer, Monitoren, Zuspielern und Recordern beherbergten. Das waren keine kleinen Geräte und ebenso schwer wie teuer.
Nicht selten war Broadcastequipment für eine halbe Million DM (Deutsche Mark) im Auto verbaut.
Die mobilen Schnittplätze wurden dann mit Cutter/Fahrer an TV Sender/Produktionen vermietet und brausten von Newsevent zu Newsevent um vor Ort den Beitrag zu schneiden. Taxler, Assistenten oder der Redakteur selbst eilten dann mit dem Mastertape zum Sender oder nächsten Überspielpunkt – meist ein lokaler TV Sender.
Später kamen die Satellitenwagen dazu, die SNG, dann konnte der Beitrag sofort via Satellit zum Sender gestrahlt werden. Letzteres ist auch heute noch gang und gäbe, auch wenn Dienste wie z.B. FTP und Mobilfunkupload immer häufiger werden.

2 Maschinenschnittplatz - Klassischer Newsschnitt im Hotel vor Ort. Irgendwo 1995
2 Maschinenschnittplatz – Klassischer Newsschnitt. Irgendwo im Hotel, 1995

Noch besser war es natürlich einen eigenen Schnittplatz mit dabei zu haben.
Verpackt in Flightcases und damit an jedem Ort der Welt in kürzester Zeit einsatzbereit.
Man brauchte vor Ort nur 220 Volt und eine trockene Aufbaumöglichkeit und Platz.
Für damalige Verhältnisse war die Anlage extrem kompakt und für nur 100.000 DM zu haben.
Neben dem Schnitt musste der Cutter auch technisches Verständnis mitbringen. Die Anlage wurde jedes mal neu verkabelt und nicht alles lief gleich nach dem Aufbau reibungslos. Ein wenig Verständnis für die Signalwege war da hilfreich. Ich selbst war damals mit den unhandlichen Kisten in ganz Europa unterwegs.
Es gab nur Hartschnitt, Blenden waren da nicht machbar bei nur einem Zuspieler und ein Videomischer fehlte ohnehin.
Zwei Tonspuren mussten reichen. War Musik im Spiel, dann wurde Atmo auf Kanal1, Musik auf Kanal2 am Master angelegt. Dann beides auf Kanal 2 einer weiteren Kassette gemischt und auf Kanal 2 des Masters zurückkopiert.
Der Sprechertext kam dann auf Kanal 1. Klar oder?

ich
Die wichtigsten Komponenten. Dank der Größe konnte man bei der Abreise kaum etwas vergessen.

Auf Dauer konnte das mit den Sprintern mit Schnittplatz innendrinnen oder den Flightcases im Doppelzentnerbereich nicht weitergehen.
Immer mehr Sender, immer mehr News, immer schneller. Kurze Wege – oder am Besten auf der Fahrt zum Sender schneiden, akkubetrieben.
Parallel kamen neue digitale Aufnahmeformate auf den Markt: Sonys BetacamSX (MPEG.IMX Aufzeichnung) & DVCam (DV) und Panasonics DVCPro (ähnlich DV) schickten sich an BetaSP zu beerben.

Quasistandard BetaSP und die Möchtegernnachfolger BetaSX und DVCPro
Quasistandard BetaSP und die Möchtegernnachfolger BetaSX und DVCPro

Das war so um 1997 herum.

Der Schnitt wird wirklich mobil

Sony und Panasonic lieferten sich einen heftigen Kampf. Jeder wollte der offizielle Nachfolger des Quasistandards BetacamSP werden. Und so wurden dann auch technische Entwicklungen schnell vorangetrieben.

Der Beginn einer Revolution DNW-220 Schnittplatz
Der Beginn einer Revolution:
Sony DNW-220 Schnittplatz für BetaSX und SP.

Die ersten kompakten Schnitteinheiten tauchten auf.
Der AJ-LT85 von Panasonic für das neue DVCPro Bandformat und der DNW-220 von Sony für BetacamSX. Letzterer hatte den riesen Vorteil, dass BetacamSP Bänder ebenfalls abgespielt werden konnten, da SX und SP Kassetten baugleich waren. Man darf nicht vergessen, fast alle EB Teams drehten noch lange auf Sony BetacamSP Kameras der Typen BVW300 und BVW400.
33.000 US Dollar mussten seinerzeit für den Sony DNW auf den Tisch gelegt werden. Natürlich plus Steuern. Dennoch taten dies sehr viele Firmen und Freiberufler und im Vergleich zu einem Schnittmobil war es geschenkt.
Sony brachte dann noch eine DVCam Variante. Auch der Panasonic AJ-LT verkaufte sich gut. Bald war klar, dass der TV Markt sich in verschiedene Formate aufteilen würde.
Das BetacamSP Quasi-Monopol von Sony war mit Beginn der Jahrtausendwende Geschichte.

DVCPro50 Dreh
DVCPro50 Recorder am Sony Kamerakopf. Da haben beide was verdient.

Sony offerierte DigitalBetacam, BetacamSX und DVCam.

Panasonics Kunden wie das ZDF oder der MDR drehten auf DVCPro und später dem verbesserten DVCPro50.

Alle Formate hatten eines gemein: Sie zeichneten den Film als digitale Daten auf Band auf, die analoge Signalaufzeichnung war tot.

Aber noch immer wurde linear geschnitten, also eine Videosequenz an die andere kopiert. Teile des Filmes “nach hinten Verschieben”, weil man nachträglich eine Filmsequenz einfügen wollte, das ging nur über Bandkopien. Und das kostete Qualität – schon beim dritten Umkopieren erkannte das Auge den Unterschied, da das gro der Schnittplätze analog verkabelt war.
Also vorher denken, dann schneiden war angesagt.
Das sollte sich ändern.

Der AVID betritt die Bühne.
Ein digitales Schnittsystem zunächst nur auf Macintosh Basis, zum Preis eines Luxuswagens mit allen Extras. Der Wagen, nicht der AVID. Unser erster AVID Express Elite hatte VIER Videospuren, lief auf MacOS 7.x und residierte in einem Apple Power Macintosh 9600 mit atemberaubenden 350 MHz CPU Takt. Inklusive Signalwandlerkarten und I/O Karten um die MAZen seriell anzusteuern. Dazu gabe es ein RAID mit 8 GByte Festplattenkapazität.
Die Linearität war überwunden.
Im Computer konnten Clips beliebig hin und hergeschoben werden. Klingt heute banal, sorgte aber damals für feuchte Augen.
Ähnlich war wohl der Umstieg für Büroleute von der Schreibmaschine zur Word Textverarbeitung.
Der AVID Elite kostete damals lässige 95.000 DM netto ohne MAZen und Monitore und war natürlich für den mobilen Schnitt vollkommen ungeeignet.
Erst später tauchten erste Schnittmobile mit AVID auf – zu spät, denn dann …

… kam Steve Jobs zu Apple zurück.
Der brachte nicht nur den iMac, sondern verabschidete sich mit der Knutschkugel von allen bekannten Schnittstellen wie SCSI, Parallel- oder SerialPorts.
USB hielt Einzug und später noch ein superschneller Wunderanschluss für Videogeräte: FIREWIRE (eigentlich von Sony entwickelt). Awesome.

Die DVCam MAZen von Sony brachten Firewire mit
Die DVCam MAZen von Sony brachten Firewire mit

Mit Firewire konnten neuere professionelle Videorecorder (MAZen) angesteuert und die Daten, denn nichts anderes waren ja die Filme, auf den Mac heruntergeladen werden. Alles über ein einziges Kabel! Nochmals awesome.
Alles was es neben dem Mac noch brauchte war das Schnittprogramm. Das hatte Apple praktischerweise von Macromedia abgekauft: Final Cut Pro.
Das schlug so ein, dass sich Adobe mit seinem Schnittprogramm Premiere damals vom Mac Markt verabschiedete.
Jetzt spielen sie ja wieder mit, und das sehr erfolgreich mit ihrer Creativ Cloud.

Endlich digital, aber das Rohmaterial ist noch auf Band
Endlich digital, aber das Rohmaterial ist noch auf Band. FinalCutPro Schnitt während der Fahrt.

Etwa 1000 Mark kostet Final Cut Pro seinerzeit. Ein Schnäppchen. Aber viele AVID Cutter wurden nicht müde das Programm zu verdammen.
Für mich war die Combo Firewire kompatible MAZ, Apple Powerbook G4 und Final Cut einfach nur klasse.
Super kompakt, sofort aufgebaut, akkubetrieben, voll digital – Grenzen setzte nur das eigene Wissen.
Der digitale Schnitt wurde endlich mobil. Dazu Soundbearbeitung, Photoshop und viele andere Tools.
Ständig wurde die Software weiterentwickelt.

Dann kam doch noch mal das Flightcase, für den iMac. Der hatte mehr Power und Bildschirmfläche. Dieses Bild wurde in einem Hotelzimmer in Mexiko aufgenommen.
Dann kam doch noch mal das Flightcase, für den iMac. Der hatte mehr Power und Bildschirmfläche. Dieses Bild wurde in einem Hotelzimmer in Mexiko aufgenommen.

Aber es dauerte dann doch noch eine ganze Weile, bis die Bänder endlich ausgedient hatten.

Erst musste High Definition, kurz HD kommen.
Zunächst als HDCam von Sony und DVCProHD von Panasonic. Beide nutzten abermals das Band als Speichermedium.
Dann aber preschte Panasonic mit dem P2 System vor.
Ein selbst entwickelter Flashspeicher anstelle des Bandes für eine neue Generation von SD und HD Kameras der P2 Serie.
Klasse gedacht, aber zu teuer. Die ersten hatten 2 GigaByte, kosteten knapp vierstellig und brachten 4 Minuten Video unter.
Aber das Interesse der Branche an einem digitalen Medium war geweckt und jetzt gelang Sony der Coup um 2009.

Professional Disc und P2 Karte
Professional Disc und P2 Karte

Der zunächst mit mäßigem Erfolg mit SD Kameras eingeführten Professional Disc gelang es, auch dank der ebenfalls neuen HD Kamera PDW700 (inkl. Firewire, damit als Zuspieler nutzbar), das Band abzulösen.
Die Professional Disc ist eine Bluray im Caddy für 40 Minuten HD Film zu 20 Euro. Dazu lieferte Sony ein USB Lesegerät für den PC und Mac Schnittplatz.
2011 brachte Apple dann auch endlich seine neue Version von Final Cut X auf den Markt und erntete einen der grössten Shitstorms in seiner Geschichte.
Das Programm war komplett neu gestaltet und programmiert.
Die gesamte Bedienphilosophie wurde umgestaltet und Bandmaschinen, also MAZen, zur Ein- und Ausgabe wurden nicht mehr unterstützt.
Alle die da Aufschrien, und es ware nicht wenige, hatten nicht verstanden wohin die Reise geht.

Nahe an der Perfektion. MacBookPro, FinalCut X und ein XDCamHD USB Drive.
Nahe an der Perfektion. MacBookPro, FinalCut X und ein XDCamHD USB Drive für die Professional Disc.

Was folgten waren Kameras mit SxS, SD, SSD, CFast und was weiss ich Aufzeichnungsmedien. Keiner brauchte mehr eine MAZ, Kassetten wurden Kistenweise bei ebay verhöckert.
Heute reicht eine Software, ein Laptop mit dem jeweiligen Lesegerät und einer externen Festplatte – fertig ist der Schnittplatz, dank Internet auch gleich PlayOut Station.

In der Hotellobby, bei einem Glas Wasser, so passt es.
In der Hotellobby, bei einem Glas Wasser, so passt es. Dank flottem WLAN im Hotel geht der Beitrag dann auch gleich per FTP zum Sender.

Die Technik ist nur das Hilfsmittel. Schön, dass sie so kompakt, erschwinglich und leistungsfähig geworden ist.
Den Rest erledigt der Cutter, aber der machte schon immer den Unterschied.

Schon verrigt?

Würden Sie eine Bohrmaschine in ein Rig spannen um sie dann als Mixer zu verwenden? – Das fragte man sich in der letzten Ausgabe des Kameramanns.
Da hatte man seit dem Erscheinen des Sony BVW200 vor über 20 Jahren kompakte AllInOne Camcorder mit Wechseloptiken auf der Schulter und erfreute sich über deren Ergonomie, Robustheit und Handling.

bvw200
Betagte, ausgemusterte, BVW200 – früher 60.000 DM, heute 50 Euro

Und dann kamen die filmenden Fotoapparate auf – wurden zum Hype und waren doch praktisch unbedienbar, weil Fotoapparat.
Aber zum Glück gibt es das Rig. Stangen und Polster und Auflagen und Cheeseplates und Handgriffe und Schärfezieeinrichtungen und was der Baukasten sonst noch hergibt. Das Zubehör kostet dabei gerne den vielfachen Kamerapreis. Damit wurde das Filmen mit der 5D auf eine professionelle Ebene gehoben. Sony hat mit der FS100/700 seinerseits auf den Boom reagiert und eigene Kameras mit 35mm Chip herausgebracht. Mit praktischen, professionellen Features wie HDMI, SDI und XLR. Aber auch diese, ohne Rig nur bedingt handlich.

fs100rig1
FS100 im Rig mit 35mm Prime, Schärfenzieheinrichtung und 2tem Sucher

Obiges Setting verwenden wir aktuell in Frankfurt und München für Business Interviews, da kommt die Tiefenunschärfe gut an.

Für szenisches Arbeiten oder Interviewsituationen ist die Arbeit im Rig auch kein Problem.

Bei der Reportage habe ich dann doch lieber die PDW700 auf der Schulter und die Hand am Fujinon. Und wenn es eng wird die EX1 unterm Arm.
Aber ist ja alles da.