Zum Fressen gern.

Die Ferkel purzelten wild übereinander als sie auf die liegende Muttersau zustürzten. Dabei gab es mehr Zitzen als hungrige Mäuler.
Aber so war es immer. Junge Schweine hatten es eilig.

Du Ferkel

Jürgen Flieder genoss das Spektakel.
Seit er sich erinnern konnte mochte er Schweine. Der wache Blick der Ferkel ließ die Intelligenz der Tiere erahnen.
Eine Klugheit die einer Kuh oder einem Schaf vollkommen abging.
Beide waren aus Flieders Sicht nur stupide Pflanzenfresser.
“Wiesenverscheißer” wie er sie nannte.

Aber Schweine, was waren das für herrliche Tiere.
Die Ferkel sogen gierig an den Zitzen der alten Sau. Die wirkte zufrieden mit der Welt und ließ es über sich ergehen. Im Stall war es warm.

Schon als Kind waren die Schweine im Zoo für Flieder die Hauptattraktion.
Wer braucht Löwen oder Elefanten, wenn man stundenlang Hängebauchschweinen beim Suhlen, Fressen, Faulenzen zusehen konnte.

Mit der Kirche oder Vereinen hatte Flieder noch nie was am Hut gehabt und eine Frau nie gefunden. Seine Liebe zur Sau und die Beamtenlaufbahn bildeten die Schiene auf der Flieder ins Leben fuhr.

Die ersten Ferkel waren satt und taumelten auf ihren kleinen Beinen in Richtung Wärmelampe.
Lasst es euch gut gehen dachte Jürgen.
Er wusste, dass sie in spätestens sechs Monaten halbiert in einem Kühlhaus auf die Weiterverarbeitung warten würden.
So war nunmal der Lauf eines normalen Schweinelebens hierzulande.

Die Liebe zum Schwein reichte für Jürgen vom Stall bis auf den Teller.
Ob als Bratwurst, Brotaufstrich, Braten, Salami oder geräuchert, Hauptsache Schwein kam auf den Tisch. Täglich. Er hatte sie zum Fressen gern.

Seit er vor vierzehn Jahren aufs Land gezogen war wurde die Beziehung noch inniger.
Dank Wilfried Häckel.

Häckel, lediger Landwirt aus Leidenschaft und Schweinezüchter in vierter Generation war zunächst etwas verwundert als der pensionierte Finanzbeamte bei ihm mit einer ungewöhnlichen Bitte auf dem Hof auftauchte.
Er wolle einfach nur nah bei den Sauen sein sagte Flieder, ihnen beim Wachsen und Gedeihen zusehen bis zum Tag des Abtransportes um sie dann später beim Metzger veredelt wieder zu treffen.
Anfangs glaubte der inzwischen siebzigjährige Häckel einen abgedrehten Spinner vor sich zu haben.
Der entpuppte sich aber als angenehmer stiller Zaungast.
Mehr noch, ganz nebenbei beriet Flieder den Bauern auch noch in Steuerangelegenheiten und das so erfolgreich, dass Häckel mit dieser WinWin Situation mehr als zufrieden war.

Die beiden Männer konnten gut miteinander.
Und von der Ferkelgeburt bis zum Kesselspeck, Flieder war dabei.
Er half dem Bauern sogar beim großen Zerhacker.
Der Zerhacker stammte noch aus Vorkriegstagen, es gab nichts was der nicht klein bekam. Die Polizei und örtliche Jäger brachten oft die Kadaver von Tierunfällen – das gab hervorragendes Futter.
Egal ob Hase, Reh oder Wildschwein, alles wurde zu daumengroßen Pellets zerhackt. Selbst Hirsche samt Geweih.
“Leckerlis” wie Jürgen es nannte und mit der Hand liebevoll an die Schweine verfütterte.

Über die Jahre wurden Jürgen und Wilfried echte Freunde.
Aber vor acht Wochen wurde bei Flieder ein unheilbarer, schnell wachsender Krebstumor diagnostiziert.
Der 74 jährige nahm es gelassen. Sterben muß ein jeder irgendwann erklärte er seinem einzigen Vertrauten und Freund beim Essen. Es gab geschmorten Schweinenacken mit Knödel.
Nur die Sauen würden ihm fehlen fügte er nachdenklich hinzu.

Der Tumor wuchs schneller als prognostiziert.
Auf Schweine kannst du dich verlassen, bei Ärzten bist du es.
Es ist Zeit etwas zurückzugeben meinte Jürgen eines Abends als er und der Bauer bei einem besonders leckeren Schweinebraten zusammensaßen.
“Ich habe lange genug Schwein gehabt”. Bei dem Satz lachte er.

Dann wurde Jürgen Flieder sehr ernst und bat den Bauern um eine stille Übereinkunft.
Wilfried willigte ein.

Manche ließen sich verbrennen, andere im Meer versenken und die Masse wurde eingemöbelt und auf einem Gottesacker vergraben.

Jürgen Flieders sterbliche Überreste würden an den Zerhacker übergeben werden.
Er würde zu einem Sack Leckerlis werden, bestimmt hatten die Schweine auch ihn zum Fressen gern.

So schloss sich für ihn der Kreis.

Warten auf Godox

Spoiler: Es war nichts mit Warten, der Godox GM55 war nach drei Tagen da.

Was ist ein GM55?
Es ist ein kleiner 5.5 Zoll großer HDMI Monitor für DSLR Kameras. Der GM55 nimmt HDMI Signale bis 4K entgegen und zeigt das Bild auf einem FullHD Display. Natürlich hat der Monitor auch ein HDMI Out – das Signal wird also durchgeschliffen.

Godox GM55 auf einer Sony FX30

Die Marke Godox war mir komplett unbekannt. Wieder etwas aus dem Land der Mitte und der Kaufgrund war simple Neugier. Auf der Godox Website gab es den GM55 für 122 Euro netto inkl. Versand per UPS.
Wie erwähnt dauerte es keine 72 Stunden bis der Monitor geliefert war.
Es dauerte aber dann doch eine kleine Weile, bis …

Standardmäßig präsentiert sich das Menu in astreinem Chinesisch.

… das Menu auf Englisch umgestellt war. Das kleine Handbuch lieferte dazu keinen Hinweis.
Neben dem Monitor legt Godox noch ein Putztüchlein, eine Kamerahalterung, ein HDMI auf Mini-HDMI, ein HDMI auf Micro-HDMI und eine Sonnenblende bei. Ein Netzteil gehört nicht zum Lieferumfang!
Dafür hat er serienmäßig einen Anschluss für Akkus vom Typ Sony NP-F.

Alles dran
Der Monitor fühlt sich solide an, das Bild ist gut, aber für sonniges draussen ohne Sonnenblende nicht hell genug.

Funktionstasten

Schön sind die 6 frei belegbaren Funktionstasten. Ausserdem ist der Monitor ein Touchscreen, was gerade bei der Verwendung des optionalen Camera Control Kamerakabels sinnvoll sein kann.

Add ons

Natürlich lassen sich in den Monitor auch 3D-LUTs laden, das geschieht über einen eingebauten SD-Card Slot. Der Monitor ist standardmäßig auf Rec.709 farbkalibriert.

Der GM55 verfügt über alle Standardtools

Kurzes Fazit
Für 122 Euro netto ein Schnäppchen. Ein Monitor zur schnellen Bildkontrolle, klein, leicht und mit allen nötigen Funktionen.

Die Quote zählt

Ich habe vor einigen Tagen ein kleines Video gesehen.
Es kam ganz normal über die Timeline eines SocialMedia Dienstes.
Ganz ohne “Achtung – sensible Inhalte” Gedöns.

Zu sehen war ein Schützengraben mit zwei Soldaten darin.
Aufgenommen aus der beliebten Drohnenperspektive, wohl aus 80-100m Höhe.
Ins Bild kam dann eine kleine Bombe die zielstrebig dem Graben entgegenflog, zwischen den beiden Soldaten aufschlug und einem mit ihrer Explosion die Sicht nahm.

Aber nur kurz. Dann sah man einen der Soldaten humpelnd fliehen.
Die Drohne blieb am Ort und zeichnete weiter auf.
Der andere Soldat lag am Boden. Gekrümmt und drehte sich um seine eigene Achse. Der Mann war jung, das konnte man erkennen. Der Mensch hatte unsägliche Schmerzen. Das konnte man erkennen.
Die Drohne blieb. Er wand sich.
Die Drohne blieb. Ich klickte es weg.

Die Drohnenpiloten genossen wahrscheinlich den Erfolg – ein Ork weniger. Orks, so nennen die Ukrainer die russischen Soldaten. Wie gesagt, Ton gab es keinen, aber er würde wohl jenem der geleakten Assange Videos gleichen.

Jubel. Krieg erzeugt Psychos. Krieg ist scheiße.

Im ersten Weltkrieg galt das Vernichterprinzip.
Ziel war es den Gegner ausbluten zu lassen, also soviele gegnerische Kräfte zu töten als möglich.
Die täglichen Abschusszahlen waren wichtiger als irgendwelche Geländegewinne.
Wer keine Soldaten hat, der kann auch nicht mehr kämpfen.

Heute scheint das ähnlich. Was sich da vor Schmerzen windend im Kreise dreht ist nur ein Russe. Ein Aggressor der langsam ausblutet.
Einen den man stoppen muß ohne groß zu verhandeln.
Aktuell publiziert Kiew 60.000 tote Russen. Die eigenen Verluste werden mit 20.000 angegeben.
Da viele sehr jung sind trauern wohl wenige Ehefrauen oder Kinder um diese Menschen.
Für das Weinen der Mütter haben wir kein Ohr.

Die Wirkfähigkeit westlicher Waffen lässt uns vor Freude taumeln und bei den Grünen knallen die Sektkorken wie anderswo die Artilleriegeschosse.

Wir ergötzen uns an den täglichen Frontverschiebungen und nehmen die toten und verwundeten Ukrainer und Russen in Kauf.
Der Krieg ist ein Real gewordener Egoshooter den wir bequem vom Sessel aus beobachten. Bringt ja auch Klicks und Zuschauer.

Verhandlungen? Schlecht für das Geschäft. Gestorben wird eh immer.

Ein Redakteurin des ÖR feierte vor kurzem über Insta die Wirkkraft der westlichen Sanktionen “… die Russen habe keine Airbag und ABS Systeme mehr für ihre Autos …”
Wird also in Zukunft eine Mutter, Oma, Pflegekraft in einen Autounfall verwickelt, dann wird sie wohl schwerer verletzt oder gar getötet. Da ist man wirklich stolz drauf.
Sind ja nur Russen. Sollen sie halt gegen Putin aufstehen.
Die Forderung kommt ausgerechnet von einem Volk, das bis zur letzten Patrone in des Führers Kopf stramm mit marschierte und mordete.

Aber heute wäre das natürlich alles anders.

 

Die Mogelpackung

Die Mogelpackung ist salonfähig geworden.
Sie hilft uns im Alltag ein reines Gewissen zu bewahren. Mogeln ist ja auch der sehr sehr nette Vetter der Lüge.
Wenn wir ein “Plant based Extra long Chicken” bei einer amerikanischen Restaurtantkette, die vor allem für gegrilltes Rinderhack bekannt ist, bestellen, dann bemogeln wir uns einwenig selbst.
Statt also ein Weizenmußbrötchen mit Huhnaroma sehen wir doch den Chickenburger vor uns. Aber ohne die toten Hühner.
Irgendwie ist hier das Gewohnte mit dem Neuen clever verknüpft.
Hergestellt wird das Foodwonder vom Vegetarien Butcher – neudeutsch und martialisch für Gemüsehändler.

Gut-Mogeln

Man könnte das jetzt unter dem Punkt Gutes Mogeln ablegen.
Es stirbt kein tagblindes Huhn aus der Geflügelmanufaktur.
Chickenburger sind ohnehin geschmacklos und erreichen die Gaumenfreude von jeher nur durch viel externe Würze.
Damit ist es egal, ob auf der Semmel ein frittierter Weizenbrei oder zermanschtes Huhn in Gewürzmischungen ertrinkt. Solange es warm ist bekommt man es runter und es macht satt.
Und bestimmt ist es auch irgendwie gut fürs Klima.

Schlecht-Mogeln

So würde ich etwas bezeichnen, dessen Kern oder Inhalt sich rapide verändert und damit schlichtweg nicht mehr dem gewohnten Urprodukt entspricht.
Ich meine jetzt hier nicht die klassischen Werbelügen, denn die Werbung mogelt nicht, sie lügt meistens. Und das so dreist, daß es immer wieder funktioniert.

CSU – drei Buchstaben, deren Bedeutung nicht jeder kennt.
Christlich Soziale Union. Die CSU ist eine regionale Partei aus Bayern die seit jeher eine Stressehe mit der CDU(*) führt.
Es gab eine Zeit, da standen die drei Buchstaben C S U für diese Werte.
Aber mit der Zeit wurde man die Werte los.
Natürlich war die CSU von jeher eine Partei voller Haderlumpen, aber wenn es darauf ankam sozial und dadurch christlich. Es ist ja eh doppelt gemoppelt, denn wer wirklich christlich agiert, der handelt sozial.

Die CSU von heute ist nur noch populistisch aufgestellt, was sicher auch an ihrem Vorsitzenden liegt, der die Meinung schneller wechselt als mancher in der Opposition das Hemd.
Heute ist die CSU nicht besonders Christlich, da sie es u.a. achselzuckend hinnimmt, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken, Tafeln geschlossen werden oder die Gesellschaft gespalten wird.

Sie ist nicht sozial, da die sozial Schwachen, darunter viele Familien und Kinder kein Gehör bei dieser Partei finden. Kinder wurden von dieser Partei als Pandemietreiber stigmatisiert und stellen eine Bedrohung für das Wähler:innenklientel der Partei dar. Menschen über 60.

Und die Union? Da ist nicht viel übrig. Das Verhältnis zu CDU war noch nie so schlecht wie unter Söder und der bayerische Ministerpräsident schaufelt emsig am Umfragetief seiner Partei, was die innerbayerische Union zu Zerreissen droht. Der Einfluss in Berlin ist auf ein Minimum geschrumpft.

CSU steht jetzt aktuell für Corona, Söder, Unvermögen.
So glaubt Herr Markus Söder immer noch, dass man nur mit genug Härte und Strafen vor Ort ein Virus besiegen kann, das weltweit sein Unwesen treibt.
Dabei wollte Herr Söder zu Beginn seiner Amtszeit zum Mars oder wenigstens mit dem Flugtaxi ungestört von Nürnberg nach Fürth reisen.
Corona hat hier viel verändert und auch die weißblaue Mogelpackung der CSU aufgerissen. Viel ist da nicht drin, manche sagen gar nichts.

Ich bin mit der CSU (Strauß, Streibl, Stoiber, Beckstein, Seehofer, Söder) aufgewachsen, habe sie aber noch nie als so hilflos und und inhaltsleer empfunden. Es gibt auch keine klugen Köpfe mehr in der Partei, die herausstechen, so ist mein Eindruck.
Wohl auch ein Kollateralschaden des langen Kampfes Söder vs Seehofer.
Übrig bleiben Blume, Scheuer, Dobrindt und Bär. Mehr ist nicht.

Das kommt dabei heraus, wenn sich die Welt ändert, aber eine Partei dazu nicht in der Lage ist.

30 Monate – 65000 Kilometer im Raumgleiter.

Vor zwei Tagen habe ich ihn aus der Werkstatt geholt.
1290 € Reparaturkosten brutto, dafür gewaschen und innen sauber geputzt.
Es war nicht der erste ausserplanmäßige Werkstattbesuch in den vergangenen Fünfundsechzigtausend Kilometern in 30 Monaten mit dem Citroen Spacetourer HDI 177.
Ohne Corona wären es wohl 20.000 km mehr geworden.

Der Loser unter den Big4

Citroen Spacetourer, Toyota ProAce, Peugeot Traveller oder Opel Zafira Life – ein Konzept vertrieben von vier Marken, ausser Toyouta gehören die anderen drei zum Stellantis Konzern, ebenso wie FIAT, JEEP oder Vauxhall.
Gebaut werden alle vier Busse in Frankreich. Den Unterschied macht vor allem die Frontpartie aus, die Heckansicht ist immer die gleiche.
Die Ausstattungslinien sind entsprechend dem Käuferklientel angepasst.

Auf deutschen Strassen begegnet man meist dem Opel oder Toyota. Man kauft eben deutsche oder japanische Qualität. Smiley.
Den Bus als Citroen sieht man hierzulande relativ selten. Der klassische Doppelwinkel im Grill ist vielen dann doch suspekt. Der Opel kommt einem da deutlich biederer entgegen.
Damit dürfte der Spacetourer im Land der Autobauer die am wenigsten verkaufte Busvariante unter den vieren sein.

8 Gänge und ein Menu

Kurz zum Auto, es ist ein Spacetourer Shine HDI mit Automatikgetriebe.
Über acht Gänge kommen die 177 Diesel PS des 2 Liter Motors auf die Fahrbahn. Frontantrieb und Einzelradaufhängung kennt man vom Busse aller Busse, dem VW Bus. Überhaupt merkt man, dass der T5/6/7 als Vorbild herhalten durfte.
Im Gegensatz zum klassischen VW ist der Citroen schon in der mittleren Variante Feel natürlich überaus gut ausgestattet. Tempomat, Abstandsmesser, Notbremsassistent, 2 Zonen Klimaautomatik, Apple CarPlay Menu, Parksensoren vorne und hinten, Lichtautomatik, Rückfahrkamera, Sitzheizung vorne, 12V Anschlüsse überall im Wagen verteilt, 220V Steckdose mit 130 W Leistung unter dem Beifahrersitz.

Erfahrung

65000 Kilometer, durchschnittlich 73 km am Tag,  bei Wind und Wetter, im Schnee ebenso wie bei 35 Grad Aussentemperatur, sind gefahren.
Was mir im Vergleich zum T5 sofort aufgefallen ist, im Winter wird der Spacetourer viel schneller warm, auch ist die Frontscheibe viel schneller eisfrei.
Die Heizung hat ebenfalls zwei Zonen und lässt sich für den Heckraum gesondert steuern. Frieren muss im Auto aus Frankreich niemand.
Die serienmäßige Klimaautomatik macht einen fantastischen Job, an heißen Tagen fährt man daher einfach gerne mit dem Bus.
Das bezahlt man aber nicht durch einen spürbaren Mehrverbrauch.
Der Spacetourer liegt immer 1-1,5 Liter unter dem des vorigen T5.2 mit 2l Commonrail TDI.
Den Citroen fährt man mit 6.5-7.5 Litern Diesel auf 100 Kilometer, ohne sich dabei besonders einzuschränken.

ca. 70 Liter gehen in den Tank.

Auf der Autobahn setze ich den Tempomat auf 125 km/h und habe dabei schnell die automatische Abstandsmessung zu schätzen gelernt. Die Füße haben da erst einmal Pause.
Drückt man dennoch aufs Gas, dann erreicht der Wagen knapp 190 laut Tacho. Die Windgeräusche sind dann aber enorm und es macht doch auch keinen Sinn zu rasen.
Die Automatik schaltet butterweich, es ist daher ein sehr angenehmes Dahingleiten in diesem doch nicht kleinen Auto.
Ich würde sofort wieder die Automatik nehmen. Auch im Fahrwerkverhalten steht der Spacetourer dem VW Bus nichts nach.
Bevor jemand aufheult, ich habe die Jahre davor knapp 500.000 Kilometer in VW Bussen (Carvelle) zurückgelegt, habe also etwas Erfahrung mit dem Klassiker.
Im Anhängerbetrieb gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln, die 177 PS ziehen dahin.

Kosten

Wer vom Volkswagen T-Modell kommt, der weiß was Inspektionen oder Werkstattbesuche kosten können. Da ist der Citroen eine Freude. Schon alleine, weil der erste Kundendienst erst nach 50.000 Kilometern oder zwei Jahren fällig wird.
Bis dahin sind die einzigen Kosten Versicherung, Steuer und der Diesel von der Tanke. Bei der Versicherung liegt er gleich auf mit dem VW.
Der Motor ist ein Euro 6 dtemp und kostet so entsprechend Steuer – knapp 350€ im Jahr. Tendenz steigend bei der Ampelregierung.
Fast hätte ich es vergessen – auf 10.000 km braucht der Spacetourer etwa 10 Liter AddBlue. Das Auto weist rechtzeitig, ab 2400 km vor dem Aus, auf das Nachfüllen hin. Das Befüllen geht ganz gut über eine Öffnung im Einstieg auf der Fahrerseite.
Bei den Reifen, Winter wie Sommer, ist immer noch der erste Satz Michelin am Laufen.
Der Citroen ist aktuell also ein günstiges Auto.

Was scheppert da?

Achtung Spoiler: Nichts.
Nach über 2,5 Jahren klappert nichts, es fallen keine Teile ab und der Motor läuft rund. Der Wagen fährt sich immer noch extrem angenehm, fast wie ein PKW. Selbst vollbeladen rollt er wie auf Schienen. Gegen den Spacetouer wirkt der vorherige T5.2 teilweise wie ein Traktor. Das bestätigen auch Mitfahrer:innen.

Idealer Teamwagen. Passt dank nur 1.90m Höhe auch in fast jede Tiefgarage

Also alles top?

Es gibt immer was zu meckern.
Ich hege eine leidenschaftliche Abneigung gegen die Start-Stop Automatik. Die ist einfach viel zu empfindlich.
Aus meiner Sicht geht der Motor zu oft unnötig aus. Ein einfaches Beispiel ist die Parkplatzsuche. Man stoppt in 2ter Reihe – Motor aus – schaltet auf den Rückwärtsgang – Motor wieder an. Unnötige Lastwechsel wegen einer 2s Pause. Lösung: Nach jedem Start die Start-Stop im Menu deaktivieren.
Die Schiebetür geht zwar wunderbar leicht auf und zu, aber sie könnte am Endpunkt schon etwas “fester” einhaken. So passiert es immer wieder, dass die Tür nicht verhakt ist und langsam wieder zufährt. Das ist nicht schlimm, nervt aber.
Das Radio geht bei jedem Start an. Auch wenn es am Ende einer Fahrt aus war. Im Zeitalter der permanenten CoronaNews starte ich gerne silent in den Tag.
Die Leuchte im letzten Drittel des Wagens, im Kofferraum quasi ist zu funzelig und dürfte gerne größer und heller ausfallen.

Fazit

Ich bin sehr zufrieden, von Motor und Getriebe geradezu begeistert.
Der PSA Konzern hat da ein feines Auto auf die Räder gestellt.
Daneben ist der Citroen Spacetourer ein neutrales Auto. Gegen den hat eigentlich niemand was, obwohl er doch 1.7 to schwer und mit fast 5m nicht gerade klein ist.

Wie beim Vorbild VW Bus muss man nicht überlegen, was man mitnehmen sollte. Man nimmt mit.

Die sehr gute Integration von Apple Car Play macht das iPhone zur Medienzentrale, egal ob Podcast, Webradio, Music, WhatsApp oder die Kartenapp als Navi.
Insgesamt sechs 12V Anschlüsse im Auto sind für die “… verdammt Akku knapp..” Mitfahrer ein Segen und der 220V Anschluß einfach nur pfiffig für Laptophaber.
Ich persönlich mag den Automatikschalthebel, der eigentlich ein Drehrad ist, das sich super bedienen lässt.
Der Wagen ist sehr übersichtlich und mit Parkdistanzsensoren und Rückfahrkamera wirklich leicht überall parkbar.

Der Verbrauch ist absolut akzeptabel.

Und was die Werkstattaufenthalte angeht. Beim ersten mal war es kostenlos, da gab es einen Rückruf und die zu Beginn erwähnten 1290 Euro kostete eine neue Frontscheibe, da ein Steinschlag die Vorgängerin killte.
Aber das übernimmt ohnehin die Versicherung.
Der Wagen ist im Alltagseinsatz, er ist ein Nutzfahrzeug und keiner passt so wirklich auf. Cases rein, Cases raus. Das meistert er bisher sehr gut.

Würde ich ihn wieder kaufen?
Im Vergleich zum aktuellen 2021er VW Multivan – JA.
Man bekommt viel mehr Auto für sein Geld und einen wunderbaren Motor.
Die Transporterversion Jumpy gibt es jetzt übrigens mit Brennstoff-zellenantrieb. Da geht es hin.

 

G2 statt 2G – weil es weiter geht

Er hat es wieder getan.
Grant Petty, CEO von Blackmagic Design, hat in seiner unnachahmlich unglamourösen Art am 12.11.21 eine neue Kamera präsentiert.

Blackmagic URSA Broadcast G2

Zugegeben, ganz neu ist sie nicht wie das Anhängsel G2 verrät. Es handelt sich um die 2te Generation der URSA Broadcast.
Wie der Name erahnen lässt, war die Kamera gedacht für TV Sender und den Einsatz im Studio und Eventbetrieb.
Auf Messen habe ich die Broadcast G1 einige male angetroffen, selbst ,mit ihr gearbeitet.

Blackmagic URSA Broadcast G2

Jetzt ist die G2 da.
Und die ist wesentlich universeller einsetzbar, irgendwie eine Mischung aus der Broadcast G1 und der URSA mini Pro (G2).

6K Auflösung

Wird die Cam mit B4 Mount (für Broadcastobjektive) betrieben, dann ist die Aufnahme in HD und UHD möglich.

Tauscht man den B4 Mount gegen den beiliegenden EF Mount für Canon Optiken aus, dann wird die G2 zur 6K Kamera. Und kann als 2nd unit für Drehs mit der URSA mini Pro verwendet werden.
Allerdings fallen unter 6K die ProRes Codecs weg.

Codec und Speicher

Mit der UB G2 kommen auch zwei neue Codecformate. Einmal H264 für HD und dann noch H265 für UHD. Dabei liefert der H265 SDI getaufte Codec 10Bit 4:2:2 bei einer relativ geringen Datenrate. So lassen sich laut Petty günstigere SD Karten als Speicher verwenden.
Ferner kann die UB G2 Apple ProRes 422 (HQ) und BRAW.
Als Speicher verwendet die UB G2 neben SD auch die bekannten CFast Karten und kann über einen USB-C Anschluss auch externe Medien zur Aufnahme einbinden.

Ein Novum

Shoulder Pad, Griff, Monitorhalter und V-Mount Platte sind bereits im Lieferumfang.
Das kostete bisher ca 450 Euro extra.
Damit ist die Broadcast G2 mit knapp 3400 netto ein echtes Schnäppchen, gerade wenn man “alte” Broadcast HD Optiken zur Hand hat.

Die Kamera ist eine echte Mühle für die IT Welt und Remote Interviews.
Dazu ein anderes mal mehr.

Alles weitere gibt es hier: Blackmagic

Oder in einigen Wochen hier, denn die Kamera ist bereits bestellt um endlich die betagte PDW700 zu ersetzen. Die exzellente Fujinon HD 17fach mit Doppler sucht Anschluß.

KiZe

Kleine Geschichten aus dem Corona Alltag

Diese kleine Hand.

Immer wieder diese kleine Hand.
Fünf Finger gespreizt die unaufhörlich ins Leere greifen.
Stumm.
Sie hat die Hand schon mehrfach zurückgeschoben. Aber bevor sie die Klappe schließen kann ist sie wieder da.


Die Kleinen sind schnell. Mit den Größeren gibt es weniger Probleme, die fügen sich. Nehmen Platz und schweigen.
Die Jungs zu stolz für Gefühle, die Mädels in kleinen Gruppen, stumm.
Die ganz kleinen liegen in Körbchen, sediert dank eines Pülverchens im Milchersatz.
Es könnte so einfach laufen wären da nicht die flinken Hände der Kleinen.
Zu nichts zu gebrauchen – Zwischenwesen.

Gefahren bannen.

Aber man hatte ja keine Wahl. Letztendlich geht es um das Überleben der Menschheit. Einen Virus rottest du nicht mit halbgaren Entscheidungen aus.
Immer noch gab es täglich fast ein dutzend Tote.
Sollte man da tatenlos zusehen wie im eigenen Land, im eigenen Umfeld eine kleine Gruppe scheinbar unbehelligt aller Maßnahmen am sozialen Leben teilnahm?

Ehrlichkeit.

Dies hier ist ein erwachsenes Land.
Ein Land für Menschen die dem letzten Lebensdrittel entgegenstreben.
Man hat es geschafft, da kommt so ein Virus äusserst ungelegen.
Und dazu noch diese Randgruppe.
Kinder.
Ganz ehrlich, mit Kindern konnte sich dieses Land noch nie abfinden.
Sie sind ein scheinbar notwendiges Übel einer Gesellschaft die ausreichend Erwachsene braucht.
Zu nichts zu gebrauchen, unstete Ressourcenvernichter und Bremsklötze in der beruflichen Karrierentwicklung vieler fleissiger Männer und Frauen.
Und jetzt – Virenherde.
Sie tragen die Saat des Todes in sich und merken es nicht einmal.

Klappe zu.

Endlich, nach unzähligen Fehlversuchen endlich ein Erfolg. Die Klappe ist zu, der Riegel vorgeschoben. Es ist doch für alle nur das beste was sie und ihre Mitstreiter hier leisten.
Im Minutentakt kommen Busse, bringen die Unmündigen an.
Es ist anstrengend so im Vollschutzanzug. Aber man will ja nichts riskieren.
Natürlich sind sie alle dreifach Kreuzgeimpft.
Aber sicher ist sicher.  Es gibt immer neue Varianten.
“Das Virus ist schlau” der Satz des bayerischen Ministerpräsidenten, der am Eingang zur Station in großen Buchstaben prangt ist Warnung genug.

Die Zentren.

Es ist ein altes umzäuntes Firmengelände mit Gleisanschluß.
Ideal geeignet, man hat seine Ruhe. Der Werkschutz hält die draußen, die noch protestieren. Eltern die es noch nicht kapiert haben.
Aber es werden weniger.
Eltern die ihre Kinder verstecken gelten als asozial, da sie die Gemeinschaft in Gefahr bringen.
In einer medialen Dauerschleife werden sie an ihre Verantwortung der Gemeinschaft gegenüber erinnert.

Man will den Kleinen ja nichts böses.

Sie tritt zurück als der Zug anrollt. Sein Ziel ist das KiZe “Peter Pan”.
KiZe, so werden die neuen KinderZentren genannt.
Die Regierung hat mit führenden Wissenschaftlern das Modell der Kinderzentren erdacht und in erstaunlichem Tempo umgesetzt.
In den KiZe werden alle bis zum impffähigen Alter von 12 Jahren vom Staat liebevoll versorgt.
Die Vorteile sind enorm.
Nur in den Kinderzentren kann eine 100%ige medizinische Versorgung garantiert werden. Und das macht die Regierung.
Die Kinder sind von der Straße weg und die Eltern haben Zeit für wichtigeres. Ausserdem besteht keine Ansteckungsgefahr mehr für ältere Mitmenschen, da die Virenherde zentral untergebracht sind.

In den Kinderzentren gibt es Schulen, Kindergärten und Spielplätze. Selbst Kinos und Schwimmbäder sind in einzelnen Anlagen vorhanden.
Umgeschultes Personal kümmert sich rund um die Uhr um das Wohlbefinden der Kleinen. Die Kinder werden optimal auf ihr Leben als Staatsbürger vorbereitet. Ohne schlechten Einfluss von aussen.
Und das beste: Den Eltern kostet der Aufenthalt keinen Cent.
Die Gemeinschaft übernimmt die Kosten der Betreuung bis zur Impfreife.
Neugeborene kommen umgehend in die KiZe.
Es wird eine schöne Welt, die solche Bürger:innen trägt.

Fehlschläge

Natürlich gab es die auch. Sie muss innerlich grinsen, als sie an die ersten Versuche dachte, den KiZe passende Namen zu geben.
Ein guter Name schafft Akzeptanz in der Öffentlichkeit, so das Werbecredo.
Allerdings wäre der hippen Werbeagantur beinahe ein folgenschwerer Fehler unterlaufen.
Als Google bei “Vorbild” “Mutter” “Kinder” Martha Goebbels ausspuckte konnte nur knapp das Kinderzentrum “Martha Goebbels” durch einen alten weißen Mann verhindert werden.
Disney bot sich an bei der Namensauswahl zu helfen.
Gegen eine regelmäßige Gebühr wäre man bereit die Markenrechte an beliebten Disneyprodukten wie “Donald Duck”, “Dschungel Buch” oder “Star Wars” für KiZe Namen freizugeben.
Das war politisch und medial der Durchbruch. Erfolgreich eingefädelt hatte den Deal im unteren Millionenbereich ein schwäbischer CSU Abgeordneter.

Erfolge.

Unterm Strich zeichnete sich schon jetzt ein Erfolg des Projekt KiZe ab.
Die Adulten haben endlich wieder Zeit für sich.
Wertvolle innerstädtische Flächen auf denen Kindergärten und Grundschulen standen gingen an internationale Investoren. Tempo 30 innerorts oder Spielstraßen blockieren nicht länger den Verkehrsfluss.
Und die Einführung der KiZe+, darunter versteht man Kinder&Erwachsenenzentren für Menschen jeden Alters mit Handicp, werden neuen Schub in unsere Gesellschaft bringen.
Aus Kostengründen entstehen diese Zentren im Ausland.

Die Bustüren öffnen sich. Sie seufzt. Zeit Hände zu stopfen.

 

V-Mann

Kleine Geschichten aus dem Corona Alltag

Wir, ein Fotograf und ich, treffen Samuel K. im Wald auf einer Lichtung. Er trägt Jägerkleidung, eine Langtasche hängt über seiner linken Schulter, das Fernglas baumelt vor der Brust.

„Lassen Sie uns ein Stück gehen“ sagt er in ruhigem Ton.
K. ist groß, schlank, Anfang 50. Geschickt wandert er zwischen den Bäumen umher, fast lautlos.
„Das habe ich in der Armee gelernt, lange ist es her. Kommando Spezialkräfte. Sowas verlernst du nicht“.

Allein gelassen

Dann bleibt er unvermittelt stehen, deutet uns an uns abzuducken.

Bald hören wir heftiges Atmen. Laufgeräusche. Unbemerkt von uns wankt mehr als sie joggt eine beleibte Frau am nur 10 Meter entfernten Waldweg an uns vorbei.
K. scheint zu überlegen, dann verklingt das Keuchen.
„Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl ob es lohnt oder nicht.“

K. läuft weiter. Seine Sinne sind gespannt, man kann förmlich sehen wie er die Umwelt in sich aufnimmt. Wittert.

„Nach der Armee stand ich erstmal da. Ich hatte ja nix gelernt, ausser Befehle ausführen, anschleichen, schießen. Den Job erledigen. Das Arbeitsamt steckte mich in einen Excelkurs.“

Er schmunzelt. „Der Computer hat es nicht überlebt. Er ging kaputt als er durchs geschlossene Fenster flog.“
K. lacht leise.

Mittlerweile sind wir an einem großen Hochstand angekommen. An dessen Fuße kreuzen sich drei Waldwege.
„Idealer Platz“ sagt K. und steigt hinauf.

„Kommen Sie, da oben ist Raum für alle“ Wir klettern mühsam hinterher, fragen uns, ob das Ding wirklich uns drei, K., den Fotografen und mich überhaupt aushält.
Aber K. hat recht, oben angekommen wirkt die Konstruktion erstaunlich solide.

„Ich habe mich dann selbständig gemacht“ nimmt K. das Gespräch wieder auf.„Ich war quasi als Freelancer in der Abwicklung humanitärer Persönlichkeiten tätig. Sowas wie HR.“
Ich hake nach, will wissen was er darunter versteht.
K. fixiert mich. „Was auf dem Hochstand gesprochen wird bleibt unter uns. Richtig?“
Ich nicke, fasse unter meine Jacke und starte das Aufnahmegerät.

„Mein Fachgebiet waren Erbangelegenheiten. Sie kennen das sicher. Da wartet eine dickes Erbe auf Sie, das Geld könnten Sie aktuell auch gut gebrauchen, alleine der zu Vererbende erfreut sich bester Gesundheit. Meist sind die 80, 90 Jahre alt und relativ munter oder für die Heime zu wertvoll um sie dem Paradies zu übergeben. Die Pflegekasse zahlt ja.“

K. setzt das Fernglas an und sondiert die Umgebung. „Nichts“
Nimmt es ab und wendet sich wieder uns zu.
„An diesem Punkt kam ich ins Spiel.“

Wir müssen sehr fragend geblickt haben, dann K. holte tief Luft und spricht dann wie zu kleinen Kindern „Ich machte den Weg frei. Immerhin ging es bei den Erben um die Zukunft. Autos und Urlaubsreisen wollten be- das verdammte Eigenheim abbezahlt werden.“
K. machte eine Pause.

„Mein Slogan war : Erben ist keine Frage der Zeit, sondern des Wollens. – Und die Leute wollten.“
K. lacht wieder leise.

„Mann war das eine geile Zeit. Sie glauben gar nicht wie mir die Leute die Bude eingerannt haben. Beim Geld hört die Verwandschaft auf.“

Ruhe auf dem Hochstand. Wir sind fassungslos. K. ein Auftragsmörder? Was für eine Topgeschichte.
Er scheint unser Gedanken zu erahnen.
„Was schauen Sie so? Die Leute wären eh gestorben. Eher früher als später. Ich hatte einen Ehrenkodex. Mindestalter 80 und Alleinstehend – da hat man genug gelebt und sollte der Zukunft der künftigen Generation nicht mehr im Wege stehen.“

Die Luft scheint plötzlich knapp zu werden auf dem Hochstand. Ich schwitze, der Fotograf nestelt seine Kamera heraus.
„Die lassen wir mal stecken“ meint K. in sehr ruhigem Ton.
Der Fotograf lässt stecken.

„Und dann kam dieses Scheiß Corona.“ K. brüllt es heraus, jede Umsicht vergessend.
„Verdammte Altenseuche. Mein ganzes Geschäftsmodell über Nacht im Arsch! Danke Merkel fürs Kaputtsparen des Gesundheitssystems.“
Ein Zittern geht durch Ks Körper. Unbändige Wut blitzt in den Augen.

„Meine Zielobjekte verabschiedeten sich plötzlich so mir nichts dir nichts ins Jenseits. Mein Telefon stand nicht mehr still – Auftrag um Auftrag hatte sich plötzlich selbst erledigt. Fucking Corona machte den Job billiger und schneller.“

„Das Büro in Bestlage, mein Haus, das Boot, der Jeep – Kosten Kosten Kosten. Und Staatshilfe? Für einen wie mich gab es doch nix.“

K. sinkt in sich zusammen, fast weinerlich meint er „Können Sie sich vorstellen, was Corona für eine Katastrophe für mich war? Heute ein solides Geschäftsmodell, morgen pleite.“

Pause. Noch mehr Pause. Luft holen.

„Und dank der absolut katastrophalen, unfähigen Pandemiepolitik der Bundesregierung ging das Sterben ja munter weiter. Mit jedem Tag verlor ich tausende potentielle Kunden.“

K. sitzt zusammengesunken vor uns. Der große Mann wirkt verloren. Er ist eines der vielen unbekannten Coronaopfer in diesem Land.

Ich zucke zusammen als ein Energiestrom K. erfasst und er sich ruckartig aufsetzt. Er nimmt das Fernglas und fixiert einen Punkt am nördlichen Waldweg.

„Herrlich. Endlich kommt einer“ sagt er, öffnet den Reisverschluß der Langtasche und zieht ein doppelläufiges Gewehr daraus hervor.

„Eigentlich ist das gemacht für Nashörner und Löwen“ sagt er beiläufig, zieht zwei kleine Pfeile mit der Beschriftung J&J aus der Manteltasche klappt die Doppelläufige nach unten und setzt die Pfeilampullen sie ein.

„Ruhe jetzt!“ und so wie er es sagt sind wir bereit genau das zu tun. Man hört bereits das Keuchen des Joggers. Der etwa 30 jährige Mann kommt schnell näher.
„Ideales Alter“ murmelt K. und legt an.

Statt eines Knalls kommt nur ein verzagtes Plopp vom Gewehr.

Lauter ist das nachfolgende Aufschlagen des Körpers auf dem Waldweg. Wir starren noch gebannt auf den leblos daliegenden Mann da ist K. schon hinabgeklettert und nähert sich behende mit schussbereiter Waffe dem Jogger.

Wir kommen langsam hinterher.

K. macht ein Foto mit seinem Handy vom Gesicht des Daliegenden. Dann zieht er den Pfeil aus der Schulter des Mannes und verstaut ihn. Lädt nach. legt das Gewehr daneben ins Gras.

Noch einmal fasst er den Toten an, nimmt dessen Hand, öffnet am Telefon eine App und scannt die Fingerabdrücke.

„Es muß ja eindeutig sein, man will ja wissen, hat es sich gelohnt. Besser ist es natürlich, hat er einen Pass dabei. Aber Jogger …“ er schüttelt den Kopf.
Dann sieht er unsere entsetzten Gesichter.

„Ach – keine Panik. Der schläft nur.“ Er zieht den Jogger auf den weichen Waldboden.
„Der kommt bald zu sich und kann sich an absolut nichts erinnern. Ist ein bischen wie in Men in Black. Im Gegenteil, er wird glauben ein Nickerchen gemacht zu haben. Geiles Zeug in den Ampullen.“

K. richtet sich auf, das Gewehr unter den Arm geklemmt.

„Aber zurück zu meiner Erzählung, als ich dachte alles ist aus kam das Angebot aus Berlin. Ob ich V-Mann werden wolle. Irgend jemand im Verteidigungsministerium hatte mich empfohlen.“

K. strahlt.
„Alte Kontake sind die besten. Natürlich habe ich zugesagt, schließlich ging es um die Sicherheit unseres Landes“.
“Aber ehrlich gesagt ist das Job verdammt gut bezahlt.”
Er schaut noch einmal nach dem Jogger „Ich denke in 10 Minuten wird er wach.“

„Diese Impfunwilligkeit in der Bevölkerung war meine Rettung. Die Zahlen mussten hoch egal wie. Der teuer eingekauft Impfstoff weg. Der Politik geht es hier um das eigene Überleben, da wird nicht lange gefackelt. Also wurden die V-Männer einberufen. V wie Vaccinate. Impfen, Kapiert?“

Wir nicken wie zwei Schulbuben. Er lacht wieder.
„Ich bin ein Vaccinator. Jeder Schuß eine Dosis Johnson&Johnson, der Einmalimpfstoff. Genial. Das Kopfgeld ist nicht schlecht. Ich brauche auch nicht immer das hier.“
Er deutet auf sein Gewehr.

„Wenn die Zielperson im ÖPNV vor dir sitzt ist es nur ein kleiner Stich. Oder im Vorübergehen im Cafe. Zack. Die Leute denken es sei eine Wespe gewesen. Das ist dann natürlich J&J pur. “

Ich frage ob er beliebig impft.
„Aber nein, wir bekommen Listen mit Fotos. Ich habe allerdings schon soviel Erfahrung, ich erkenne einen Ungeimpften auf 100 m Entfernung. Man muss die Leute leider zu ihrem Glück zwingen. Eigentlich wollen doch alle geimpft werden, sie wissen es nur nicht.“

Er seufzt. Dann wird er unvermittelt ernst.
Er streckt die Hand aus.
„Das Aufnahmegerät bitte“
Mit zitternden Händen übergebe ich es.

K. hebt sein Gewehr. „Get ready for your vaccination.“

Es macht zweimal Plopp.

Gestorben wird nimmer

Geschichten aus dem Corona-Alltag

Jens S. ist Bestatter aus Leidenschaft.
Er führt sein Unternehmen “Ruhe endlich” nun schon in sechster Generation. “Gestorben wurde ja schon früher und eine Leiche mag keiner rumliegen haben, das hat mein ururUrurgroßvater früh erkannt”.

Die Idylle trügt.

Als im Jahr 2020 die Sterbezahlen durch Covid19 explodierten traf es S. vollkommen unvorbereitet.
“Ich meine du schaust ja immer was im Dorf so los ist, wer alles in Rente geht oder ein Motorrad kauft, da bekommst du ein Gefühl für das Geschäft. Aber Corona hat auch uns kalt erwischt”

Das nahe Seniorenheim stellte S. vor fast unlösbare Aufgaben.
“Wir haben dann schnell 2 Leute eingestellt, ein weiteres Auto angeschafft und die Kühlkapazitäten erhöht”
Im nahegelegnen Schlachthof mietete S. langfristig 2 Kühlkammern.
“Die stehen natürlich gerade leer, das neue Auto kostet nur Versicherung und fährt nichts ein.”

Schuld gibt S. der Impfstrategie der Bunderegierung. “Wir sind die Impfverlierer. Zuerst die Alten, das war doch klar, dass das schief geht” Nach einer Pause fügt er hinzu: “Für uns”.

S. ist verzweifelt. Die aufgenommenen Kredite drohen ihn zu erdrücken.
“Jetzt kommt noch haufenwiese Astra rein für die Ü60. Wie soll ich da auf meine Kosten kommen?”
S. ist nicht der einzige, die ganze Branche leidet seit der Impfoffensive.
Nur ein Corona-Soforthilfepaket für die Bestatterbranche könnte helfen, so S. “Man kann uns doch jetzt nicht sterben lassen? Wir sind doch ein jahrhunderte alter Teil dieser Kultur.”

Bis sich Berlin entscheidet hofft S. auf gutes Wetter und damit auf die laufende Motorradsaison.
“Man nimmt halt was man bekommt. Du bist grad echt dankbar für jeden.”

Dann blickt er auf den nahen Friedhof.
“Ein Impfzwang wäre der sichere Tod für uns.”